Langsame Mühlen
Die Mühlen der Justiz mahlen bekanntlich langsam. Das spürt nun auch Audi. Ausgerechnet während der Vorstandsvorsitzende der VW-Tochter die Jahresbilanz öffentlich vorstellte, rückten Staatsanwälte und Polizisten zur großen Durchsuchung bei den Ingolstädtern aus. Die Ermittler suchen Beweise für den Betrug durch manipulierter Software. Zwar hat Audi den Einsatz illegaler Programme bereits zugegeben, aber gegen einzelne Täter haben die Strafverfolger offenkundig längst noch nicht genug in der Hand.
Wenigstens die Justiz zeigt beim Abgas-Skandal, dass sie Licht ins Dunkel bringen will. Von Volkswagen und seinen Eigenmarken wie Audi lässt sich dies nicht sagen. Gegen den früheren VW-Chef Martin Winterkorn ermitteln Staatsanwälte in Braunschweig. Auch Audi-Chef Rupert Stadler wurde von einem Zeugen belastet. Zwar betonen die heute Verantwortlichen stets ihren Willen, die Vorgänge lückenlos aufzuklären, doch viel ist dabei nicht herausgekommen, zumindest nicht öffentlich.
Natürlich gilt bis zum Beweis des Gegenteils auch für hoch bezahlte Manager die Unschuldsvermutung. Doch von einer Aufklärung ist der Fall VW auch eineinhalb Jahre nach der Entdeckung der Schummel-Software noch weit entfernt. Dies wiederum nährt Zweifel an den Versionen, die VW bisher anbot. Auch die Bundesregierung hat sich in den letzten 18 Monaten eher um Schadensbegrenzung denn um Aufklärung bemüht, oder gar die Interessen der Kunden in den Mittelpunkt gestellt.
Umso löblicher ist die Arbeit der Justiz, die Unabhängigkeit beweist. So spektakuläre Aktionen wie die Durchsuchungen bei Audi und in einzelnen Privatwohnungen schaffen Vertrauen in den Rechtsstaat und lassen die Hoffnung zu, dass nicht nur die Kleinen hängen, während die Großen laufen gelassen werden. Trotzdem ist die Gefahr groß, dass am Ende gar niemand strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann, weil die Beweise dafür nicht ausreichen. Gerade der Blick auf frühere Wirtschaftsstrafverfahren belegt diese Zweifel.