„Starke ländliche Regionen gehören zu unserer Identität“
Landwirtschaftsminister Christian Schmidt will die Anstrengungen zur Entwicklung deutlich verstärken
- Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft will mehr Geld in die Entwicklung des ländlichen Raums stecken. Das sagte Christian Schmidt (CSU/Foto: AFP) im Interview mit Rasmus Buchsteiner.
Herr Schmidt, die Bundesregierung lädt heute zum großen Demografiegipfel. Schon jetzt ist klar, dass Deutschland ab Ende des kommenden Jahrzehnts schrumpfen wird. Halten Sie mehr Zuwanderung für einen richtigen Weg, um gegenzusteuern?
Mit Blick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel, auf Wohnungsleerstände und Infrastrukturveränderungen bietet Zuwanderung auf den ersten Blick neue Möglichkeiten. Gleichzeitig bringt sie aber auch enorme Herausforderungen für Staat und Gesellschaft mit sich, die wir thematisieren und aus unterschiedlichen Perspektiven bewerten müssen. Unsere Politik muss daher verschiedene Ansatzpunkte haben, um eine gelungene Integration von Zuwanderern, auch in den ländlichen Räumen, zu ermöglichen. Ländliche Räume bergen hier spezifische Potenziale. Ich denke dabei an die Überschaubarkeit einer Dorfgemeinschaft und kleinerer Strukturen, die die Pflege von Werten und Traditionen in den engeren Gemeinschaften erleichtern. Der ländliche Raum und gelebte Dorfgemeinschaften haben deshalb eine große integrative Kraft.
Drohen diese Regionen in einem schrumpfenden Deutschland nicht weiter abgehängt zu werden?
Neben ländlichen Regionen, die wirtschaftlich prosperieren und wachsen, gibt es leider Regionen und Orte, die durch Abwanderung und Alterung der Bevölkerung, fehlende Arbeitsplätze und Defizite der Grundversorgung gekennzeichnet sind. Hier werden wir mit unserer Politik aktiv gegensteuern. Denn starke ländliche Regionen gehören zur Identität unseres Landes. Unser Ziel ist deshalb, diese Identität zu bewahren und unsere Politik so zu gestalten, dass ländliche Regionen eine gute Zukunft haben. Das Thema ländliche Entwicklung muss auch in unserer Politik sichtbarer werden. Deshalb baue ich mein Ministerium sukzessive um – zu einem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und ländliche Räume.
Wird der Bund auch mehr Geld für die Entwicklung der ländlichen Räume bereitstellen?
Ja, das werden wir. Wir haben bereits für dieses Jahr die finanziellen Mittel für unser Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung (BULE)“deutlich aufgestockt. Neben der stärkeren finanziellen Unterstützung sind für mich aber auch strukturelle Anpassungen von hoher Bedeutung. Deshalb setze ich mich für die kommende Wahlperiode für eine Grundgesetzänderung mit dem Ziel einer Gemeinschaftsaufgabe „Ländliche Entwicklung und Demographie“ein, die uns noch besser die heute beim Demografiegipfel zu diskutierenden Herausforderungen angehen lässt.