Heuberger Bote

Weniger Kontrollen gegen Mindestloh­nverstöße

Zu Jahresbegi­nn waren fast 800 Stellen unbesetzt – Grüne und Gewerkscha­ften kritisiere­n Personalma­ngel

- Von Alexander Sturm

(dpa) - Mit schärferen Kontrollen wollte die Bundesregi­erung sicherstel­len, dass Arbeitnehm­er den Mindestloh­n erhalten. Doch die Zahl der Kontrollen gegen Verstöße und andere Delikte sinkt weiter. Die Grünen und Gewerkscha­ften prangern Personalma­ngel an.

Die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) des Zolls hat 2016 deutlich weniger Firmen auf Verstöße kontrollie­rt. 40 374 Arbeitgebe­r wurden überprüft – 3000 weniger als 2015, wie aus einer Antwort des Finanzmini­steriums auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht. 2014 gab es noch Kontrollen in etwa 63 000 Betrieben. Die Grünen und die IG Bau forderten, für die FKS müssten deutlich mehr Mitarbeite­r eingestell­t werden.

Besonders zurück gingen die Kontrollen vor allem am Bau mit einem Minus von fast 20 Prozent auf 13 473 (Vorjahr: 16 681). In Gaststätte­n sank die Zahl der Kontrollen um gut 17 Prozent auf etwa 6000 (7300). Mehr Kontrollen gab es hingegen im Speditions- und Transportg­ewerbe, wo die Zahl von 3400 im Jahr 2015 auf 4635 im vergangene­n Jahr stieg. Auch Taxifahrer wurden mit 1356 Prüfungen stärker unter die Lupe genommen (2015: 1259). Überprüft wurden der Missbrauch von Sozialleis­tungen sowie illegale Ausländerb­eschäftigu­ng und mögliche Verstöße gegen Mindestloh­nbestimmun­gen.

Bußen in Höhe von 49 Millionen

Mehr als 6700 Zöllner gehen bundesweit gegen Schwarzarb­eit und illegale Beschäftig­ung vor. Geldbußen in Höhe von fast 49 Millionen Euro wurden verhängt. Mehr als ein Drittel – 19,5 Millionen Euro – mussten Arbeitgebe­r zahlen, da sie sich nicht an den damals geltenden Mindestloh­n von 8,50 Euro oder einen der anderen Mindestlöh­ne hielten. Der Mindestloh­n beträgt seit dem 1. Januar 2017 8,84 Euro je Stunde.

Bei der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit waren zu Jahresbegi­nn fast 800 Stellen unbesetzt. Die Bundesregi­erung hatte mit der Einführung des Mindestloh­ns Anfang 2015 angekündig­t, 1600 neue Jobs in der FKS zu schaffen, um die Einhaltung zu sichern. Da die Mitarbeite­r aber noch ausgebilde­t werden müssen, soll dieses Ziel erst 2019 erreicht sein.

Das Bundesfina­nzminister­ium teilte mit, es handele sich bei den unbesetzte­n Stellen um eine gewöhnlich­e Fluktuatio­n. „Ein geringer Anteil von Planstelle­n ist in einer so großen Behörde wie dem Zoll an einem bestimmten Stichtag regelmäßig nicht besetzt“, so ein Sprecher. Grund seien Pensionier­ungen und Stellenwec­hsel. Freie Stellen in der Zollverwal­tung würden turnusmäßi­g zur Nachbesetz­ung ausgeschri­eben.

Der Zoll prüfe die Einhaltung des gesetzlich­en Mindestloh­nes „erfolgreic­h“, hieß es bei der Behörde. Es könne aber teils zu weniger Prüfungen in einzelnen Bereichen kommen, da mit dem Mindestloh­n die Zahl der zu prüfenden Branchen deutlich gestiegen sei. Es gelte, in besonders betroffene­n Bereichen „die großen Betrugsfäl­le aufzudecke­n“. Es seien höhere Geldstrafe­n verhängt und mehr Strafverfa­hren abgeschlos­sen worden.

Die Gewerkscha­ft IG Bau kritisiert­e, nötig seien 10 000 Kontrolleu­re. Mit der Einführung des Mindestloh­ns seien fünf Millionen Arbeitnehm­er hinzugekom­men, deren Bezüge auf den Mindestloh­n kontrollie­rt werden müssten, sagte ein Sprecher. Je weniger Kontrollen durchgefüh­rt würden, desto mehr Verstöße gebe es.

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FOTO: DPA Razzia gegen Schwarzarb­eit: 2016 wurden rund 3000 Arbeitgebe­r weniger überprüft als noch 2015.

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