Erziehungsstile sind stets Zündstoff
ROTTWEIL (sz) - Im Zimmertheater in Rottweil wird heute, Freitag, um 20 Uhr das Stück „Der Hofmeister, oder die Vorteile der Privaterziehung“von Jakob Michael Reinhold Lenz gespielt. Eine weitere Vorstellung ist morgen, Samstag, 18. März, um 20 Uhr.
Lenz rechnet in „Der Hofmeister“1774 mit Verhältnissen ab, die er aus eigenem Erleben kannte: Junge Akademiker mussten sich mangels anderer Möglichkeiten als Hauslehrer bei adeligen Familien verdingen. So auch die Hauptfigur Läuffer, der von der Hausherrin gedemütigt eine Liaison mit ihrer Tochter eingeht, sie schwängert und davon gejagt wird. Läuffer kommt vom Regen in die Traufe, als er sich zu dem Dorfschullehrer Wenzeslaus flüchtet, der Selbstdisziplin und Enthaltsamkeit predigt.
Lenz kritisiert nicht nur den Dünkel und Hochmut des Adels, vielmehr stellt er die freiwillig gewählte Abhängigkeit des Bürgertums und dessen fehlenden Kampfgeist in Frage. Der allzu harmonische Schluss des faszinierenden und irritierenden Stücks, wird so zu einem Instrument der Kritik und die Konsequenzen sinnlicher Unterdrückung von Lenz klar benannt. Die Vor- und Nachteile verschiedener Erziehungsstile sorgen bis heute für Zündstoff.
Weitere Vorstellungen sind am: 24. und 25. März, am 7., 8., 27. und 28. April, am 5., 6., 12., 13., 19. und 20. Mai, sowie am 23. und 24. Juni, jeweils um 20 Uhr. Am Samstag, 25. März, gibt es ab 17 Uhr im Zimmertheater Vorträge und eine Diskussion zum Thema „Was ist gute Erziehung heute?“und im Anschluss an die Vorstellung ein Publikumsgespräch.