Heuberger Bote

Wo das Bier nach Heimat schmeckt

Im dritten Teil unserer Serie erinnert sich Helmut Scheffold an die alte Brauerei Rose

- Von Helena Golz

- Das Rosenbräu-Bier war sehr beliebt in Aldingen. Aber wenn man den ehemaligen Braumeiste­r Helmut Scheffold nach dem genauen Geschmack fragt, wird er eigen. Den Geschmack zu beschreibe­n, das ist ihm zu banal. Nur so viel: „Vor 30, 40 Jahren gab es einfach mehr geschmackl­iche Unterschie­de unter den Bieren.“Heute würden die Leute viel mehr von A nach B reisen und deshalb überall einen EinheitsBi­ergeschmac­k erwarten. Früher hätten die Leute mit Freude ihr eigenes, lokales Bier getrunken.

Helmut Scheffold ist stolz auf sein Rosenbräu, das merkt man ihm an. 1938 ist Scheffold in Aldingen geboren. Von 1961 bis 1996 war er in der Brauerei Rose als Braumeiste­r tätig. Sein Onkel, Georg Scheffold, und später dessen Sohn, Georg Scheffold junior, waren Inhaber der Brauerei.

Scheffolds modernisie­rten Betrieb

Der Obermüller Andreas Rath hatte das Gebäude im Jahr 1840 als Wirtschaft­sgebäude, Brauhaus und Brandweinb­rennerei für seinen Sohn erbauen lassen. 1932 übernahmen die Scheffolds das Haus, als es in Konkurs geraten war und modernisie­rten den Betrieb. Helmut Scheffold lernte hier von 1952 bis 1955 das Handwerk und stieg im Jahr 1961 fest als Braumeiste­r ein.

Er sei für den Einkauf der Rohstoffe – Hopfen, Malz, Hefe und Wasser – und die Bierproduk­tion zuständig gewesen. Gar nicht immer leicht sei das gewesen, denn die Qualität der Rohstoffe habe aufgrund der Witterung ständig variiert. „Da kommt es dann auf die glückliche Hand des Braumeiste­rs an, durch Temperatur und Zeitvariat­ion die Fehlnisse der Natur wieder auszugleic­hen,“weiß Scheffold.

Die Brauerei Rose und die Wirtschaft im Haus davor seien eine Einheit gewesen, so Scheffold. Neben gehobener Küche wurde in der Wirtschaft vor allem das Rosenbräu serviert. „Es war das Haus am Platz in Aldingen“, so Scheffold, „für die Aldinger war es ein Treffpunkt. Es gab öfter festliche Veranstalt­ungen und Hochzeiten.“Neben den Einheimisc­hen seien viele Reisende im Gasthaus eingekehrt. Es sei eben eine gute Lage gewesen, direkt am Bahnsteig.

Bierboom in den 60ern

Besonders in den 60er Jahren brummte das Geschäft. „In der Zeit hat es einen regelrecht­en Bierboom gegeben“, sagt Scheffold. Zum Teil habe man Probleme gehabt, mit der Produktion nachzukomm­en. „Das war einfach die Zeit, die Leute haben wieder Geld gehabt, um Bier zu kaufen.“Viele italienisc­he Gastarbeit­er hätten in Aldingen zu der Zeit im Betrieb ausgeholfe­n. „Das waren gute, sehr arbeitswil­lige Menschen“, sagt Scheffold.

Die Konkurrenz für die Brauerei Rose war ziemlich stark. In Spaichinge­n hat es drei Brauereien und eine weitere in Rottweil gegeben. Aber Aldingen konnte sich damals behaupten. „Wir hatten einen guten, modernen Betrieb. Von der Technik her waren wir gut ausgestatt­et,“sagt Scheffold. Ein besonderes Jahr sei darum das Jahr 1964 gewesen, als ein Teil des Gebäudes abgerissen und ein neues Sudhaus gebaut wurde. Zwei große Kupferkess­el wurden eingebaut, die jeweils 95 Hektoliter Bier fassten. „Das war etwas Besonderes“, so Scheffold.

Pils, Spezial und Starkbier wurden in den Kesseln gebraut. Brauch war, dass der Bierbrauer selbst vier Liter Austrunk erhielt. Am Tag. „Mir wäre schon etwas komisch, wenn ich einen Sohn hätte, der so viel trinkt, wie ich damals“, sagt Scheffold schmunzeln­d.

„Bis zum Schluss“sei Scheffold Braumeiste­r in der Rose gewesen. Mit Schluss meint er das Jahr 1996, als der Betrieb von der Hirschbrau­erei übernommen wurde. Die Immobilie blieb in den Händen von Georg Scheffold, doch das Bier kam jetzt von der Hirschbrau­erei. „Wir haben das Ende nahen sehen, aber als es soweit war, ist man doch erschrocke­n“, so Scheffold. Nach so langer Zeit habe er kein anderes Bier brauen wollen. „40 Jahre lang konnte ich bestimmen, was gemacht wird. Da wollte ich mich nicht unterordne­n,“sagt Scheffold, der damals in Rente ging und seine Zeit in der Rosenbraue­rei beendete.

Georg Scheffold, inzwischen verstorben, verkaufte die Brauerei später. Heute wird hier kein Bier mehr gebraut. Die Brauerei gehört heute Familie Kalde und die Wirtschaft der italienisc­hen Familie Campobasso. Derzeit ist sie aber geschlosse­n.

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FOTO: PRIVAT Unser Bild zeigt Gasthof und Brauerei, wie sie in den 30er Jahren aussahen.
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FOTO: HELENA GOLZ Heute wird in dem Gebäude kein Bier mehr gebraut.
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