Leben in einem ehemaligen Gasthaus
Volker Beier und Nicole Chamula schätzen das historische Gebäude in Talheim
- Das Gebäude Talheim, Tuttlinger Straße 11, scheint auf den ersten Blick ein modernes Wohnhaus zu sein. Doch im Inneren fallen die dicken Mauern auf. Die Mauerstärke weist auf einen Baustil hin, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei vielen Bauernhäusern üblich war. Das erste noch überlieferte Baugesuch stammt aus dem Jahr 1903.
In der Tat wurde das Haus ursprünglich als Bauernhaus mit Wohngebäude und Scheune erbaut. Bis zum Jahr 2014 war es im Besitz der Familie Kreutter. Zu welchem Zeitpunkt die Landwirtschaft aufgegeben wurde, ist nicht mehr überliefert. Bekannt ist jedoch, dass das Haus bis in die 1970er Jahre als „Gasthof Löwen“zuletzt von Wilhelm Kreutter geführt wurde. Das Gasthaus war eine von zehn Gastwirtschaften in Talheim entlang der Tuttlinger und Tuninger Straße. Das war einst die Hauptverbindung zwischen Tuttlingen und Schwenningen. Viele Fuhrleute hielten in den Gasthäusern an, um eine Rast einzulegen.
Nach dem Tod von Wilhelm Kreutter stand es lange leer. Der Sohn Herbert hatte das Friseurhandwerk erlernt und aus der früheren Scheune im Erdgeschoss einen Friseursalon und im Obergeschoss eine Wohnung gemacht. Im Jahr 1995 übernahm die Enkelin von Wilhelm Kreutter, Anja Benzing, mit ihrem Ehemann Johannes den Gebäudeteil mit dem Gasthof und nahm einen Umbau vor. Aus der Küche des Gasthauses wurde eine große Wohnküche. Sie bietet viel Platz zum Arbeiten und an einer Theke Platz zum Sitzen.
Der große Gastraum wurde zum großzügigen Ess- und Wohnzimmer umgestaltet. Die Räume im Obergeschoss sind weitgehend unverändert geblieben, sie wurden jedoch modernisiert. 1997 zogen Anja und Johannes Benzing ein und lebten bis 2014 in Talheim. Dann verkauften sie das Haus an Volker Beier und seine Lebensgefährtin Nicole Chamula.
Sie leben jetzt dort mit den Kindern Alicia und Tabea. „Ich mag die breiten Fensterbretter, die sich durch die dicken Mauern ergeben“, schwärmt Nicole Chamula. „Da kann ich nach Herzenslust dekorieren“, sagt sie. „Auch ich fühle mich wohl in diesem Haus“, bestätigt Volker Beier.
Als Erich Hunzinger, der Großvater von Nicole Chamula, erstmals zu Besuch war, wusste er noch eine wichtige Begebenheit zu erzählen. „In diesen Räumen, dem früheren „Leien“, wie wir den Löwen nannten, habe ich meine Frau kennengelernt“, erzählt Erich Hunzinger. „Sie saß an einem Sonntagnachmittag mit einer Freundin da und die beiden vertrieben sich die Zeit bei einem Schachspiel. Ich beriet die Mädchen und so lernte ich meine Hildegard kennen“, schließt er seine Erzählung.