Heuberger Bote

Müller: „Wir haben Afrika arm gemacht“

Entwicklun­gshilfemin­ister Gerd Müller (CSU) wirbt für „Marshallpl­an für Afrika“

- Von Ralf Müller

- Sollten sich die Haushaltsp­läne des neuen US-Präsidente­n Donald Trump durchsetze­n, wird dies nach Einschätzu­ng des deutschen Bundesmini­sters für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g, Gerd Müller (CSU), für die UN-Hilfswerke Unicef und UNHCR dramatisch­e Folgen haben. Trump will die Zahlungen der USA für die UN-Hilfsorgan­isationen um 30 Prozent kürzen.

Die USA, die EU sowie Deutschlan­d, Großbritan­nien, Japan und Frankreich finanziert­en die humanitäre­n Einsätze der UN zu 90 Prozent, sagte Müller. Die Töpfe seien aber jetzt schon leer. Das werde nicht nur wieder dramatisch­e Bilder in die Wohnzimmer bringen, sondern auch Millionen in Afrika Richtung Europa in Bewegung setzen, warnte der CSU-Politiker am Montag im Münchener Presseclub.

Um jedem Menschen auf der Welt das Überleben zu sichern, müssten nach Angaben Müllers 20 Milliarden Euro aufgebrach­t werden. Das sei keine astronomis­ch hohe Summe. Allein der derzeitige US-Verteidigu­ngstetat liege bei 550 Milliarden Dollar: „Eine Welt ohne Hunger ist möglich.“

Müller warb in München für den von ihm entwickelt­en „Marshallpl­an für Afrika“und für „Reformpart­nerschafte­n“mit afrikanisc­hen Ländern, die aber auch ihrerseits nach dem Motto „fördern und fordern“etwas leisten müssten. Für die Entwicklun­g der armen Regionen der Welt gebe es kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungs­problem. So würden fairer Handel, Preise und Standards die größten Wirkungen zeigen.

„Afrika ist nicht arm, sondern wir haben Afrika arm gemacht“, so Müller. Der Minister setzte sich für Direktvert­räge der Erzeuger mit den Weitervera­rbeitern oder Vermarkter­n in Europa unter Umgehung der Rohstoffbö­rsen ein, bei denen ein großer Teil der Wertschöpf­ung hängen bleibe. In dieser Richtung habe sich schon einiges getan: „In zehn Jahren ist ,fair’ so weit wie heute bio“, zeigte sich Müller überzeugt.

Zur wirtschaft­lichen Entwicklun­g Afrikas gebe es für Europa keine Alternativ­e. 20 Prozent der Menschen in den Industriel­ändern verbraucht­en derzeit 80 Prozent der Ressourcen, die zum erhebliche­n Teil aus Afrika kämen. Wenn sich dies nicht ändere, setze eine „neue Völkerwand­erung“ein. Das Programm Müllers klingt wie das Gegenteil der Vorstellun­gen von Trump: Die afrikanisc­hen Länder sollten ohne Zölle und sonstige Handelsbar­rieren Zugang zum europäisch­en Markt erhalten.

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FOTO: DPA Gerd Müller

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