Wenn Raufbolde musizieren
Indie-Rock von Jesus And The Mary Chain
- Satte 19 Jahre liegt das letzte Studioalbum zurück und in der Zeit sind eine ganze Menge Bands mit dem Sound von Jesus And The Mary Chain (JAMC) erfolgreich gewesen – vom Black Rebel Motorcycle Club bis hin zu den Dum Dum Girls. Aber so unverkennbar wie die Schotten klingt bis heute nach wie vor keiner und deshalb denken die Brüder Jim und William Reid auch gar nicht daran, an ihrem grundlegenden Konzept nach der langen Pause irgendetwas modernisieren zu müssen.
So gilt auch auf „Damage And Joy“die Formel, Melodien, wie sie die Girlgroups der 1960er-Jahre nicht schöner hingekriegt hätten, unter hoch aufgetürmtem Gitarren-Feedback zu begraben. Mit Ende 50 sind die beiden aber immerhin bereit, öfter mal gute Songideen für sich stehen zu lassen – insbesondere, wenn sie sich weibliche Unterstützung ans Mikrofon holen. Zu Gast sind ihre jüngere Schwester Linda, Sky Ferreira im gut harmonierenden „Black And Blues“und Isobel Campbell, früher bei Belle and Sebastian.
Wenn einem gelegentlich etwas arg bekannt vorkommt, liegt das nicht nur an den bewährten Zutaten – „All Things Pass” erschien etwa schon vor neun Jahren in einer früheren Version auf dem Soundtrack von „Heroes“. Auch die übrigen Nummern wurden im Laufe der Jahre geschrieben, für eine Aufnahme konnte sich das Brüderpaar, das sich früher regelmäßig an die Gurgel ging, aber erst jetzt zusammenraufen. Vielleicht half Produzent Youth als Schlichter, sonderlich hörbaren Einfluss auf das Resultat hatte er aber nicht. Trotz der langen Entstehungsgeschichte klingt das Album angenehm aus einem Guss und nach einer klassischen Rock’n’Roll Platte. Passenderweise erscheint das Album nicht nur digital, auf CD und LP, sondern auch als Musikkassette.
Auch auf vier Konzerten kann man die Band im April in Deutschland erleben. Die Zeiten, in denen Auftritte nur 20 Minuten dauerten und sich im Anschluss Band und Publikum prügelten, sind allerdings vorbei – was man beruhigend oder bedauerlich finden kann ….