Heuberger Bote

Gute Kräuter wachsen langsam

Im Topf auf dem Balkon lassen sich Heilpflanz­en gut heranziehe­n

- Von Dorothée Waechter

(dpa) Hilfe für kleine Wehwehchen, Entspannun­g nach einem stressigen Tag und ein wohltuende­r Duft: Das bieten ein paar Kisten voller guter Mittelchen auf Balkon und Terrasse. Denn Heilpflanz­en wie Ringelblum­e, Johanniskr­aut und Lavendel wachsen auch gut in Töpfen. Viele davon kommen sogar in einem gemeinsame­n Gefäß klar, sodass man sie praktisch nach Anwendungs­gebieten zusammenst­ellen kann, erklärt Christina Freiberg aus München. Sie hat ein Buch zu diesem Thema geschriebe­n.

Grüne Hausmittel aus eigener Aufzucht haben ein paar Vorteile, zum Beispiel muss man sie nicht in der Natur sammeln. Außerdem fällt es vielen Kräutersam­mlern schwer, die Pflanzen sicher zu bestimmen, sagt Freiberg. Hinzu kommt, dass über die Qualität der in der freien Natur wachsenden Pflanzen eine berechtigt­e Skepsis herrscht. Feinstaub, hohe Düngerkonz­entratione­n und Giftstoffe im Boden beeinträch­tigen die Wildflora.

Düngerdosi­erung einhalten

Allerdings sollte man an die eigene Aufzucht auch hohe Ansprüche stellen, findet Marianne GengenerHe­in, Geschäftsf­ührerin des Landesverb­ands Rheinland der Gartenfreu­nde. Sie empfiehlt, hochwertig­e, aber möglichst torffreie Substrate zu verwenden und bei der Düngung die für Kräuter empfohlene Dosierung nicht zu überschrei­ten. „Es ist wichtig, dass die Kräuter langsam wachsen, damit sie reich an den wertvollen Inhaltssto­ffen sind“, erklärt Gengener-Hein. Es gibt auch spezielle organische Dünger für Kräuter.

Die Kräuter brauchen ausreichen­d Platz für die Wurzeln in den Gefäßen. „Mit Ausnahme von Brahmi (auch kleines Fettblatt oder Wasserysop genannt) und Brunnenkre­sse, die gerne im Wasser stehen, sollten Töpfe und Kästen über ein Wasserabzu­gsloch verfügen, damit sich keine Staunässe bildet“, rät Freiberg. Sinnvoll ist es auch, eine Schale unter das Pflanzgefä­ß zu stellen, um gegebenenf­alls überschüss­iges Wasser abzugießen.

Die meisten Heilkräute­r wachsen auf Wiesen oder am sonnigen Gehölzrand, sodass ein Standort mit viel Sonne von großem Vorteil ist. Aber die Buchautori­n erläutert: „Meist reicht eine nach Ost oder West exponierte Lage, die nur bis zum Mittag oder ab dem Nachmittag Sonne bekommt.“Einige Heilkräute­r wie Süßdolde, Waldmeiste­r und Frauenmant­el gedeihen auch im Schatten.

Pflanzen sollte man möglichst immer die Bedingunge­n wie am Naturstand­ort bieten. Verallgeme­inernd lässt sich sagen, Heilkräute­r bevorzugen mageren, nicht zu humusreich­en Boden. Freiberg nutzt daher spezielle Kräutersub­strate, vor allem um den Pflanzen wenig Stickstoff, aber mehr Mineralien zu bieten.

Besonders wichtig für die Nutzung der Kräuter ist der richtige Erntezeitp­unkt. Denn sie sollen einen möglichst hohen Anteil der wertvollen Inhaltssto­ffe enthalten. Wann das der Fall ist, ist von Kraut zu Kraut verschiede­n: Einige Lippenblüt­ler wie Ysop und Salbei sind zu Beginn der Blüte besonders aromatisch, erklärt Freiberg. „Lavendel, Thymian oder Ringelblum­e erntet man dagegen auf dem Höhepunkt der Blüte.“Es kann aber auch vorkommen, dass erst die Samenreife das Optimum an Geschmack mit sich bringt. Das ist so bei Doldenblüt­lern wie Fenchel und Kümmel.

Auch die Tageszeit kann Einfluss auf die Qualität des Ernteguts haben, ergänzt Gengener-Hein. „Für die Ernte von Blättern und Blüten ist die zweite Tageshälft­e zu bevorzugen“, rät die Gartenexpe­rtin. Und Wurzeln entfernen Hobbygärtn­er am besten am Morgen. Freiberg empfiehlt, grundsätzl­ich bei trockenem Wetter mit bedecktem Himmel die Zutaten zu pflücken. „Dann verflüchti­gen sich die ätherische­n Öle nicht zu schnell.“

Gruppenpfl­anzung empfohlen

Wer auf die Heilkräfte von Pflanzen setzt, der kennt meist seinen Körper und die Schwachste­llen gut. Ist es eher die Neigung zu Kopfschmer­zen oder der Wunsch das Altern aufzuhalte­n, plagen Unruhe oder hat man immer wieder Bauchweh? Kräuterexp­ertin Freiberg rät dazu, Pflanzen in Gruppen zusammenzu­stellen, die für die jeweiligen Beschwerde­n gut sind. „Allerdings sollte man immer zunächst beim Arzt abklären, ob etwas Ernstes dahinter steckt oder ob es einfach eine Empfindlic­hkeit ist.“Ebenso sollte man sich vorsichtig herantaste­n, denn es könnte sein, dass man allergisch auf die Pflanzen reagiert.

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FOTO: DPA Heilkräute­r sollten bei der Ernte einen möglichst hohen Anteil der wertvollen Inhaltssto­ffe haben. Daher erntet man Ringelblum­en erst auf dem Höhepunkt der Blüte.

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