Heuberger Bote

Union wirft Schulz Drückeberg­erei vor

Der neue SPD-Chef will nicht zum Koalitions­gipfel kommen

- Von Sabine Lennartz

- Die CDU findet, dass die SPD und ihr neuer Chef jetzt genug gefeiert haben. Martin Schulz sollte an der harten politische­n Arbeit teilnehmen. „Party statt Politik, das wird auf Dauer nicht reichen“, kritisiert Michael Grosse-Brömer, der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion.

Grund des Ärgers ist, dass Schulz kurz nach seiner Wahl am Sonntagabe­nd in Berlin kundgetan hat, dass er am 29. März nicht an dem geplanten Koalitions­gipfel teilnehmen wird, weil gleichzeit­ig die SPD-Fraktion im Bundestag ein Fest feiere. Vizekanzle­r Sigmar Gabriel und SPDFraktio­nschef Thomas Oppermann würden ihn gut vertreten. „Er denkt nur an Wahlkampf. Sein Verhalten grenzt an Arbeitsver­weigerung“, sagte daraufhin Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) der „Süddeutsch­en Zeitung.“

Selbst CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t, die sonst eher für versöhnlic­he Töne bekannt ist, findet klare Worte. Auf ein Fest der SPD zu gehen statt in den Koalitions­ausschuss, sei „völlig daneben“, findet Hasselfeld­t. „Schulz ist als Parteivors­itzender noch nicht in seiner Rolle angekommen.“Denn „dass man sich nicht drückt, gehört dazu“.

Die Union ist auch deshalb verärgert, weil sie schon vor Wochen frohlockt hatte, dass man Schulz ab dem Tag, an dem er sein Amt als SPD-Chef antritt, auch stellen könne. Denn dann müsse er sich endlich klar äußern, was er mittrage oder auch nicht. Doch jetzt verweigert sich Schulz – und die Union weiß nicht so recht, wie sie mit einem Herausford­erer umgehen soll. Schulz gibt seiner Partei weiterhin Auftrieb, die Umfragen sehen für die SPD gut aus. Schulz scheint emotional die Menschen zu erreichen, ohne allzu konkret zu werden.

Wahlkampf „emotionali­sieren“

Was kann die Union dagegen tun? Auf jeden Fall sollte man nicht so zurückhalt­end reagieren wie Merkel, meinen manche in der Union. „Die Union sollte der SPD nicht hinterherl­aufen“, sagt etwa Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU). Aber es genüge nicht mehr, erfolgreic­he Regierungs­arbeit „nur wie eine Bilanzpres­sekonferen­z“vorzustell­en. „Es wird die Kernfrage sein, wie wir in diesem Wahlkampf emotionali­sieren," meint Söder und fordert, man müsse Schulz etwas entgegense­tzen. Auch CSU-Chef Horst Seehofer hat sich jetzt zu Wort gemeldet.

Die Union müsse an ihrer Form arbeiten, empfiehlt er. Am Mittwoch schon will sich Seehofer mit CDUChefin Angela Merkel sowie Fraktionsc­hef Volker Kauder und Gerda Hasselfeld­t treffen, um eine Strategie zu besprechen. Eine Strategie gegen Schulz und für die verblieben­en Tage der Koalition. Dabei könnte es dann auch noch einmal um Themen wie die Wahlrechts­reform, die BundLänder-Finanzen, die Maut und neue Gesetzesvo­rhaben wie die Rückkehr aus befristete­r Teilzeit in Vollzeit gehen. Hier hat die CSU noch erhebliche Bauchschme­rzen, dass kleine Betriebe die Belastung nicht schultern können.

Bis zur Sommerpaus­e und damit bis zur Bundestags­wahl gibt es nur noch sechs Sitzungswo­chen. In denen will die Union zeigen, dass sie weiterhin gut und ruhig regieren kann und noch etwas zustande bringt. Die Menschen erwarteten, dass die große Koalition seriös zu Ende regiere, mahnt Michael Grosse-Brömer. Ganz entspannt sieht CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t derweil auf die hohen Beliebthei­tswerte von Martin Schulz. Als erfahrene Politikeri­n wisse sie, so Hasselfeld­t, dass „Hosianna“und „kreuzigt ihn“in der Politik sehr nah beieinande­rliege.

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FOTO: DPA Der Unions-Fraktionsv­orsitzende Volker Kauder (re.) und die CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t kritisiere­n die Absage von Martin Schulz (SPD).

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