Ryanair verstärkt Engagement im Allgäu
Billigfluglinie stationiert Maschine am Memminger Flughafen und baut Angebot aus
- Der Memminger Flughafen wird Basis von Ryanair, der größten Billigfluglinie Europas. Das irische Unternehmen stationiert dort fest ein Flugzeug. Vom nächsten Winterflugplan an bedeutet das steigende Engagement zudem sieben zusätzliche Strecken, die dann im Angebot sind. Die Ziele liegen in Europa. Ein Flug geht nach Marokko.
Ralf Schmid, Geschäftsführer des Memminger Flughafens, feierte das zusätzliche Ryanair-Angebot am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Terminal als „großen Erfolg“. Es dürfte nach seiner Einschätzung dazu führen, dass die Zahl der Passagiere 2018 auf rund 1,2 Millionen steigen wird. Wobei er bereits in diesem Jahr mit 1,1 Millionen kalkuliert.
Wie praktisch bei allen Regionalflughäfen hat es auch in Memmingen immer wieder wirtschaftliche Turbulenzen gegeben. Vor zwei Jahren mussten die Gesellschafter – Privatfirmen, Städte und Landkreise – erneut Geld nachschießen. Im Unterallgäu und in Memmingen gab es dagegen Bürgerentscheide, die aber pro Flughafen ausgingen. Gleichzeitig trieb Schmid die Pläne für einen Ausbau der Infrastruktur auf dem Gelände weiter.
Jetzt betonte er beschwingt: „Die Planfeststellung für den Ausbau ist positiv ausgegangen, die Klagen gegen den Flughafen wurden abgewiesen. Jetzt brauchen wir nur noch das Okay aus Brüssel zum Bauen.“Hierbei geht es um Millionenzuschüsse des Freistaats Bayern. Die Europäische Union (EU) muss prüfen, ob durch dieses Geld vielleicht eine Wettbewerbsverzerrung vorliegt. Dies tut sie seit Monaten. Schmid ist jedoch zuversichtlich, dass die EU den Ausbau nicht verhindern wird.
Die dringendsten Arbeiten auf dem ehemaligen Fliegerhorst sind eine Erweiterung der Piste sowie die Installation eines neuen Instrumentenlandesystems. Schmid geht davon aus, dass dieses Manko wohl mit daran schuld ist, weshalb sich Ryanair erst jetzt zu einem erweiterten Engagement durchgerungen habe. Nun sei klar, dass sich Memmingen auf einem guten Weg befinde.
Den deutschen Markt im Blick
Der Flughafen hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem den Ruf eines Osteuropa-Spezialisten erworben. Rynair ist in Memmingen seit 2009. Am Flughafen sind aber weitere Luftfahrtunternehmen wie Wizzair aktiv. Die Iren gelten jedoch als wichtigster Partner.
Kenny Jacobs, Marketing-Chef von Ryanair, betonte am Dienstag in Memmingen, dass der Allgäuer Flughafen in die Strategie des Unternehmens passe. „Wir wollen verstärkt in Deutschland aktiv werden. Hier ist der Markt vom Angebot her noch relativ konservativ. Für die Kunden gibt es bisher nicht so viele Wahlmöglichkeiten“, sagte Jacobs. Dem will Ryanair nach seinen Worten ein Stück weit abhelfen.
Die Memminger Basis ist die zehnte, die Ryanair in Deutschland eröffnet. Insgesamt verfügt das Unternehmen in Europa über 86 solcher Basen. Von Memmingen aus gesehen liegen die nächsten in Nürnberg und Baden-Baden. Abgesehen von einer inländischen Verbindung zwischen Köln und Berlin bietet Ryanair in Deutschland nur internationale Flüge an. In Memmingen kommen als Ziele nun folgende Städte hinzu: Stockholm (Schweden), Thessaloniki (Griechenland), Warschau-Modlin (Polen), Fes (Marokko), Lwiw (Ukraine), Oradea (Rumänien) und Sevilla (Spanien). Insgesamt bedient Ryanair von Winter an 17 Strecken von Memmingen aus.
Wenn es aber um innerdeutsche Verbindungen geht, zögert das Unternehmen offenbar. „Für uns ist die deutsche Luftverkehrssteuer die zentrale Barriere“, erklärt Jacobs. Sie ist pro Fluggast und Start zu zahlen. Im Inland wird sie also beim Hinund Rückflug fällig. Laut Jacobs stört die Steuer die Billigkalkulation von Ryanair. Das Unternehmen könne dann nicht unter einer gewissen Preisschranke bleiben. Jacobs möchte aber für die Zukunft nicht ausschließen, dass innerdeutsche Strecken nicht doch noch interessant werden könnten.