Anzahl der Straftaten steigt im Landkreis
Zunahme vor allem bei Computer- und Wirtschaftskriminalität sowie Automatendiebstahl
- Die Menschen im Bereich des Tuttlinger Polizeipräsidiums leben sicher. Das betonte Polizeipräsident Gerhard Regele bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2016 für die Landkreise Tuttlingen, Schwarzwald-Baar, Rottweil, Freudenstadt und Zollernalb am Dienstag. „Es gibt keine großen Überraschungen“, sagte Michael Aschenbrenner, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit. Dennoch stieg die Anzahl der Straftaten in Tuttlingen von 6081 auf 6218.
Bei der Vorstellung der LandesKriminalitätsstatistik in der vergangenen Woche hatte Innenminister Thomas Strobl (CDU) betont, dass Baden-Württemberg das sicherste Land in Deutschland sei. Regele konnte noch eins draufsetzen: „Das Polizeipräsidium Tuttlingen ist das sicherste Polizeipräsidium im Land.“3927 Straftaten pro 100 000 Einwohner gab es in den fünf Landkreisen und damit die niedrigste Häufigkeitsziffer in Baden-Württemberg. Landesweit sind es 5599 Straftaten.
Die totale Zahl liest sich aber dennoch erschreckend: 31 000 Straftaten wurden im vergangenen Jahr im bereich des Präsidiums begangen. Das sei laut Regele ein Minus von 2,9 Prozent. Im Kreis Tuttlingen war hingegen eine Zunahme von 2,3 Prozent auf 6219 Fälle zu verzeichnen. Die Zahl ist seit Jahren steigend – und zwar um rund 25 Prozent seit dem Jahr 2012. Damals gab es noch 5032 Straftaten: „Kriminalität gehört zu unserer Gesellschaft“, betonte Regele. Kein Wunder, dass die Polizei daher im vergangenen Jahr 141 000 Einsätze verzeichnete. „Das sind 365 Einsätze pro Tag, 16 pro Stunde oder alle 220 Sekunden einer.“
Gute Aufklärungsquote
Auch die Aufklärungsquote ist landesweit spitze. 63,4 Prozent aller Fälle wurden von den Kollegen im Polizeipräsidium Tuttlingen aufgeklärt. Der Kreis Tuttlingen schnitt mit 63,7 Prozent etwas besser ab. Im Bundesland lag die Quote bei 60,2 Prozent.
Auffällig ist die starke Zunahme bei der Computerkriminalität (plus 73,1 Prozent), der Wirtschaftskriminalität (51,3 Prozent) und dem Diebstahl von/aus Automaten (40,4 Prozent). Rückgänge waren dagegen bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (minus 32,6 Prozent), beim schweren Diebstahl aus dem Auto (minus 29,5 Prozent), dem Erschleichen von Leistungen (minus 27,8 Prozent) und den Einbrüchen (minus 26,1 Prozent) zu verzeichnen.
Die Anzahl der Gewaltkriminalität ging im Kreis Tuttlingen von 195 im Jahr 2015 auf 167 zurück – ein Minus von 14,4 Prozent. Die Aufklärungsquote lag bei 83,2 Prozent. Hierbei lohnt ein Blick auf die Tatverdächtigen: Im Bereich des Präsidiums stieg die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen und der Asylbewerber laut Regele deutlich (siehe Artikel unten). Auch bei der einheimischen Bevölkerung war ein Zuwachs in der Anzahl der Tatverdächtigen zu verzeichnen – allerdings auf niedrigerem Niveau.
Bei Straftaten gegen das Leben, also etwa Mord, versuchter Mord, Totschlag oder versuchter Totschlag, sei die Zahl der Delikte von 24 auf 30 gestiegen – allein acht davon im Landkreis Tuttlingen. Drei Menschen starben in Folge der Gewalteinwirkung. Die Steigerung sei „ungeheuerlich“. Nach einer hundertprozentigen Aufklärungsquote sei diese zwar auf 96,7 Prozent zurückgegangen, aber immer noch hoch.
Problem mit Einbrüchen
Die Zahl der Sexualdelikte war in allen fünf Kreisen rückläufig – in Tuttlingen von 92 auf 74. Der prozentuale Rückgang war im Vergleich in Tuttlingen mit 19,6 Prozent am geringsten. Im Schwarzwald-Baar-Kreis gingen sie um 45,3 Prozent zurück.
Auffällig sind die Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen mit 439. Diese gingen zwar im Polizeipräsidiumsbereich um 26,1 Prozent zurück, im Landkreis Tuttlingen nahm sie aber um 1,0 Prozent zu. Dafür ist die Aufklärungsquote mit 42,9 Prozent signifikant höher als in den übrigen vier Kreisen. „Da sollte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein“, betonte Regele. Im Jahr 2010 waren es noch 308 gewesen. Den Schaden bezifferte der Polizeipräsident auf 2,4 Millionen Euro.