Nicht mehr als eine Home-Story
Zum Interview mit dem AfD-Landtagsabgeordneten Lars Patrick Berg haben wir einen Leserbrief erhalten.
Ich war doch unangenehm überrascht darüber, wie wenig im Gespräch mit Lars Patrick Berg nachgehakt wurde. Wie glaubwürdig ist es, dass er ein Jahr nach der Wahl weder eine Wohnung noch ein Büro im Wahlkreis hat? Was verbindet ihn mit dem AfD-Grundsatzprogramm, wenn er sich doch immer wieder vom Presseausschluss oder vom Wahlkreiskandidaten zur Bundestagswahl, Reimond Hoffmann, meint distanzieren zu müssen? Ist er vielleicht das bürgerliche Aushängeschild, um Rechtsausleger wie Christina Baum oder Stefan Räpple goutierbar zu machen? Oder ist er doch nur ein Wolf im Schafspelz?
Überhaupt kein Wort zur zeitweisen Spaltung der Fraktion und den „missverständlichen“Aussagen des Fraktionsvorsitzenden zur Rückzahlung zu viel bezahlter Beiträge. Keine Frage dazu, wer es zu verantworten hatte, dass tagelang ein menschenverachtender Post auf der FacebookSeite des AfD-Wahlkreises stand (Flüchtlinge sollten „ersaufen“).
Hat denn kein Praktikant mal recherchiert, wozu Herr Berg in den vergangenen Monaten Stellung genommen hat? Die nackte Zahl seiner kleinen Anfragen (wenig Aufwand, wenn sich viele allein darauf beziehen, die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen in einzelnen Landkreisen zu erfragen) ist nicht entscheidend, sondern was er erfahren und in Handlungen umsetzen konnte.
Und was ist mit seiner Kritik an der Landeszentrale für politische Bildung oder seinen seltsamen Ansichten zur Erbschaftssteuer? So war das Ganze nicht mehr als eine HomeStory, für die sich Herr Berg artig bei der Redaktion bedankt hat. War das die Intention der Redaktion?
Christine Treublut, Tuttlingen.
Anmerkung der Redaktion:
In dem Interview steht, dass Herr Berg sich eine Wohnung als Zweitwohnsitz in Tuttlingen genommen hat. Auf die Nennung der Adresse hat die Redaktion auf Wunsch von Herrn Berg verzichtet. Berg hat in den vergangenen Monaten intensiv Stellung zu den Themen Polizei und Flüchtlinge bezogen, auch das war ein zentraler Gegenstand des Interviews.