Die Proteste werden bleiben
Wieder zurück auf Los! Deutschland sucht ein Atommüll-Endlager. Nach jahrzehntelangem Streit, Stillstand und Untätigkeit sollen jetzt neue Regeln dafür sorgen, dass diese immense nationale Aufgabe endlich entschlossen angepackt und gelöst wird. Eine Ewigkeit lang haben die politisch Verantwortlichen und die Betreiber der Atomanlagen auch hierzulande das Problem fahrlässig vor sich hergeschoben. Das Thema atomare Endlagerung wurde nicht oder nur mit spitzen Fingern angefasst: Wohin mit 10 000 Tonnen hoch radioaktivem, gefährlichem Abfall?
In 14 Jahren soll es eine schlüssige Antwort auf diese brisante Frage geben. Mitte des Jahrhunderts sollen die ersten Fässer in das fertige Endlager gehen. Das Grundproblem an der Sache: Niemand will eine gigantische nukleare Müllhalde in seiner Nachbarschaft. Die dort eingelagerten Fässer können eine Million Jahre – so lange wirkt die strahlende tödliche Gefahr – schwere gesundheitliche Folgen haben. Tatsächlich übersteigt dieser Zeitraum das menschliche Vorstellungsvermögen, laut Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zeige diese Dauer, „welch ein Irrweg“die Atomenergie war.
Wissenschaftlich, transparent und ergebnisoffen soll jetzt die Suche für das Endlager ablaufen, am Ende entscheiden Bundestag und Bundesrat. Dass sich nun eine ganz große Koalition im Bundestag auf ein neues gesetzliches Verfahren verständigt hat, lässt zumindest darauf hoffen, dass der parteipolitische Streit um die Lösung dieses Jahrtausendproblems in Zukunft in den Hintergrund rückt. Schließlich ist schon viel zu viel Zeit verloren worden, sind unnütze Schlachten über die Bewältigung dieser relevanten Aufgabe geschlagen worden.
Was auch in Zukunft nicht ausbleiben wird, sind allerdings die Proteste der betroffenen Bürger. Die heftigen Kämpfe um Gorleben haben in der Vergangenheit gezeigt, wie groß der Widerstand gegen eine solche Einrichtung ist – und zwar nicht nur dort, sondern auch an jedem alternativen Standort in Deutschland. Daran wird sich nichts ändern.