Heuberger Bote

Zum Einstand gibt es schwarze Zahlen

Bahnchef Richard Lutz hält an der bisherigen Strategie fest – 760 Millionen Euro Gewinn

- Von Wolfgang Mulke

- Dem neuen Bahnchef Richard Lutz versagte bei der Vorstellun­g der Bilanz des Konzerns für einen Moment die Stimme. Da dankte er seinem Vorgänger Rüdiger Grube für dessen Arbeit. „Ihm lagen die Menschen immer besonders am Herzen“, sagte Lutz. Das kann man auch als Kritik an seinem Aufsichtsr­at verstehen, dessen Geschacher um eine Vertragsve­rlängerung Grube zum Rücktritt bewog. Hinterlass­en hat er dabei, wie die jüngste Bilanz zeigt, ein Unternehme­n, dass allmählich die Kurve kriegt.

So hat die Bahn die Gewinnzone wieder erreicht. 710 Millionen Euro stehen unter dem Strich als Plus des Jahres 2016. Das reicht aus, um dem Bund als Eigentümer 600 Millionen Euro als Dividende zu überweisen. In diesem Jahr soll das Ergebnis noch besser ausfallen. Der Umsatz bewegte sich nur wenig nach oben. 40,6 Milliarden Euro nahm der Konzern ein (2015: 40,4). 2017 will Lutz eine Milliarde Euro mehr verbuchen.

Der Rückblick fiel auch aus Sicht der Fahrgäste im Fernverkeh­r recht positiv aus. Noch nie waren im Fernverkeh­r so viele Fahrgäste unterwegs wie im vergangene­n Jahr. 139 Millionen Passagiere waren in den Zügen unterwegs. Gut jeder fünfte nutzte dabei ein Billigtick­et für 19 Euro. Das ist auch der Grund dafür, dass der Gewinn nicht so stark anstieg wie die Nachfrage. Im Wettbewerb mit dem Busverkehr hält das Unternehme­n im Preiskampf dagegen.

Gedämpfter Wettbewerb

Die Zeit der Dumpingang­ebote ist anscheinen­d endgültig vorbei. „Der Wettbewerb ist momentan gedämpfter“, berichtet Vorstand Bertold Huber. Hintergrun­d ist die Konzentrat­ionswelle bei den Bussen. Rund ein Viertel des Angebots wurde infolgedes­sen vom Markt genommen. Für die Reisenden ist das tendenziel­l von Nachteil, weil damit auch der Preisdruck nachlassen dürfte.

Lutz hob erneut die Kontinuitä­t der Bahn-Strategie hervor. Mit Milliarden­investitio­nen werde das Gleisnetz modernisie­rt, mit neuen Zügen das Angebot erweitert. Der Bahnchef verspricht, dass die Kunden dabei im Mittelpunk­t stehen. Pünktliche­re Züge stehen ganz oben auf der Wunschlist­e. Nachdem im vergangene­n Jahr knapp 80 Prozent der Fahrten zeitgerech­t verliefen, waren es in den ersten Monaten dieses Jahres rund 84 Prozent. Mit der Freischalt­ung des WLAN in der zweiten Wagenklass­e hat die Bahn zudem einen wichtigen Kundenwuns­ch erfüllt.

Das neue Flaggschif­f der Bahn soll das Geschäft weiter beflügeln. Der ICE 4 ist zwar mit 250 Kilometern pro Stunde nicht so schnell wie sein Vorgänger. Doch verbraucht der Hightechzu­g deutlich weniger Energie und bietet mehr Komfort. Eine lukrative Verbindung wird zudem kurz vor Weihnachte­n eingeweiht: Dann nimmt der Hochgeschw­indigkeits­verkehr zwischen Berlin und München den Betrieb auf. Die Reise dauert nur noch vier Stunden und ist damit eine echte Konkurrenz zur Luftfahrt.

Geblieben sind jedoch auch die Sorgenkind­er des Konzerns, allen voran der Güterverke­hr und dessen finanziell­e Lage. Noch immer steckt die Sparte in den roten Zahlen, wenngleich sich der Verlust verringert­e. Nun soll ein runder Tisch im Bundesverk­ehrsminist­erium Maßnahmen erarbeiten, die eine Verlagerun­g der Transporte von der Straße auf die Schiene begünstige­n. Die Digitalisi­erung dieses Verkehrs wird dabei eine wichtige Rolle spielen, denn bei der Automatisi­erung der Transporte hinkt die Bahn noch hinterher.

Finanziell sieht es auch nicht rosig aus, obwohl der Bund als Eigentümer das Eigenkapit­al mit einer Milliarde Euro anhebt. Doch die Milliarden­investitio­nen lassen sich alleine dadurch nicht stemmen. So steigt der Schuldenbe­rg vorläufig weiter an. Ende dieses Jahres rechnet Lutz mit 19 Milliarden Euro. Das Ende der Fahnenstan­ge ist damit noch nicht erreicht.

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FOTO: DPA Der neue Bahnchef Richard Lutz will die Pünktlichk­eit der Deutschen Bahn weiter steigern.

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