Heuberger Bote

Liebeslied­er in Lederhosen

„Alpen-Elvis“Andreas Gabalier präsentier­t seine Songs auf der aktuellen Tour im akustische­n Unplugged-Gewand

- Von Wolfgang Jung

(dpa) - Fast drei Stunden Volksmusik der etwas anderen Art: Österreich­s selbst ernannter „Volks-Rock’n’Roller“Andreas Gabalier gibt beim Tournee-Auftakt in Mannheim alles. „Wahnsinn, danke – das fühlt sich an wie eine große Familie“, ruft der 32-Jährige am Ende den mehr als 2200 Besuchern in der Rosengarte­n-Halle zu. Da liegt hinter dem „Phänomen Gabalier“, wie die Fachpresse den Musiker gerne nennt, ein Parforceri­tt durch seine bisherige Karriere. Beim Höhepunkt, dem Mundart-Stimmungsh­it „Hulapalu“, steht die Halle kopf. Zu Beginn seiner Unplugged-Tournee überwiegen aber die leisen Töne.

„Bei großen Shows kann man mogeln, aber in einem solch kleinen Rahmen werde ich genau beobachtet“, meint Gabalier. „Normalerwe­ise ist bei meinen Konzerten Rambazamba, hier muss ich auf einem Hocker sitzen.“Bekannt ist er vor allem für seine Mischung aus Volksmusik und Poprock im steirische­n Dialekt. Auch beim Konzert in Mannheim festigen „I sing a Liad für di“oder „Volks-Rock’n’Roller“seinen Ruf als Stimmungss­änger mit Ziehharmon­ika. Beim seelenvoll­en Akustik-Gig der Unplugged-Reihe stehen ruhigere Nummern in klassische­r Vertonung im Vordergrun­d („So liab hob i di“und „Amoi seg’ ma uns wieder“).

Im vergangene­n November adelte ihn MTV mit einer „Unplugged“Sendung. Nun präsentier­t er die Songs auch auf Tour ausgedünnt. „Wir haben die Songs abgespeckt, damit sie in diesen intimen Rahmen passen“, sagt Gabalier vor dem Konzert. Um Intimität zu erzeugen, braucht ein Künstler gute Lieder. Davon hat Gabalier durchaus einige im Repertoire. „Home Sweet Home“zeigt einen erstaunlic­hen Stimmenumf­ang. Manche Lieder wirken hingegen verkrampft, etwa „You can’t always get what you want“– der Rolling-Stones-Song ertrinkt in einem Arrangemen­t aus Gitarrenso­lo, Mundharmon­ika und Streichern.

Im Zuschauerr­aum wirkt die Szenerie an diesem Abend ein wenig wie ein Almauftrie­b, rund 700 Kilometer nördlich der Alpen. Viele Zuschauer tragen Lederhosen oder Dirndl.

Flucht aus dem Alltag

„Ich freue mich, dass meine Songs bundesweit funktionie­ren“, meint Gabalier. „Die Lieder transporti­eren vermutlich ein Österreich, das man in Deutschlan­d mit Positivem verbindet.“Für Kritiker hat Gabaliers Musik eher mit Mitklatsch-Schlagern zu tun als mit traditione­ller Volksmusik. Andere werfen ihm übertriebe­ne Heimatlieb­e vor. „Ich weiß, dass ich polarisier­e“, sagt der Sänger am Rande des Auftritts. „Meine Musik transporti­ert ein Lebensgefü­hl, eine Flucht aus dem Alltag und eine Entschleun­igung, nach der sich viele sehnen.“Gabalier wirkt, als sei er auf einem Höhepunkt seiner Karriere angelangt – die in Deutschlan­d 2011 mit „I sing a Liad für di“begann.

Bis Ende April tritt er neunmal in Deutschlan­d und dreimal in Österreich auf. Und wenn der „VolksRock’n’Roll“aus der Alpenrepub­lik eines Tages nicht mehr funktionie­rt? „Ich war auch schon Bademeiste­r und Skilehrer“, kokettiert der Sänger.

Vorher strebt der Musikant aber für September sein nächstes Projekt an: ein Open-Air-Konzert am legendären Hockenheim­ring für rund 100 000 Zuschauer. Das sei schon „ein wenig Größenwahn“, räumt Gabalier ein.

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FOTO: DPA Andreas Gabalier beim Tour-Auftakt in Mannheim.

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