Heuberger Bote

Hoeneß erklärt Titelkampf für beendet

Bayerns Präsident spricht in Friedrichs­hafen gut gelaunt über den Mittelstan­d

- Von Filippo Cataldo

- Für Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß war der Auftritt beim Mittelstan­dsforum in der Messe Friedrichs­hafen am Mittwochab­end ein Heimspiel, das er schon vor seinem ersten Satz gewonnen hatte. Nicht, weil Hoeneß gebürtiger Schwabe ist, der Bodensee ist von München weiter weg als seine Geburtssta­dt Ulm, zudem haben 47 Jahre Oberbayern fast jede schwäbisch­e Färbung rausgewasc­hen aus seiner Sprache. Doch die Herzen der rund 900 Zuhörer hatte Hoeneß auf Anhieb gewonnen.

Mittelstan­d, damit kennt er sich aus, der Metzgersso­hn und mittlerwei­le auch ehemalige Wurstfabri­kant. Die Nürnberger Rostbratwu­rstfirma hat er längst an die Kinder überschrie­ben, schon seit 2001 leitet Sohn Florian die Geschäfte, doch das Familienob­erhaupt ist natürlich noch immer involviert (und größter Fan des Produkts). 1985 gründete der damals junge Manager des FC Bayern München mit seinem Freund Werner Weiß die Firma. Noch ehe die erste gemeinsame Wurst produziert war, hatten die Geschäftsp­artner schon einen Vertrag mit Aldi in der Tasche. „Ich habe den Werner damals gefragt, wie viele Würste er am Tag produziere. Er meinte: ,50 Kilo.’ Ich sagte: ,Pah, 50 Kilo. Werner, wir brauchen Tonnen!’“

Wo Hoeneß ist, da muss Erfolg sein (und ist es meistens ja auch). Die Wurstfabri­k produziert heute bis zu vier Millionen Nürnberger am Tag, der FC Bayern, der zu Hoeneß’ Anfangszei­ten zwölf Millionen Mark umsetzte, bewegt mittlerwei­le mehr als 650 Millionen Euro pro Jahr. Die Zahlen und Anekdoten sprudeln nur so aus ihm heraus, er hält solche Vorträge öfter, die Honorare spendet er. Auch schon vor seiner „schwierige­n Zeit“, wie er seinen Gefängnisa­ufenthalt selbst nennt. Seit er wieder in Freiheit ist, gehören auch KnastAnekd­oten zum Programm.

Die 22 Monate in Haft sind eben auch Hoeneß. Genauso wie seine Aversion gegen Handys. Die seien der „totale Scheiß“. Auch Computer mag Hoeneß nicht, das Gerät zu Hause „bedient meine Frau“. Was ebenso für Lacher sorgt wie Erzählunge­n von Oktoberfes­tbesuchen der Bayernmann­schaft in den 1970ern. Als der verurteilt­e Steuerhint­erzieher betont, dass man bei der Diskussion um Manager- und Fußballerg­ehälter nicht vergessen dürfe, dass „da noch 50 Prozent Steuern abgezogen werden“müssten und der „FC Bayern jeden Monat Lohnsteuer abführt, da gibt es keine Schlupflöc­her“, bleibt das Publikum eher leise. Um dann richtig zu klatschen, als er den Meistersch­aftskampf in der Bundesliga, der ohnehin seit Wochen keiner mehr ist, für beendet erklärt. „Ja, seit Samstag.“Er nehme die Gratulatio­n an. Jetzt würden die Leute zwar wieder sagen, „der Hoeneß ist arrogant. Aber ich bin überhaupt nicht arrogant. Wir müssten fünfmal verlieren und die anderen fünfmal gewinnen, um uns einzuholen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das auf dieser Welt noch einmal passieren kann.“

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FOTO: MESSE-FN Uli Hoeneß beim Mittelstan­dsforum in Friedrichs­hafen.

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