Heuberger Bote

Offensive fordert immer mehr zivile Opfer

- Von Jan Kuhlmann, Mossul, und Maren Hennemuth, Washington

Schon seit Beginn der Offensive auf die von der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) gehaltene nordirakis­che Stadt Mossul im vergangene­n Oktober wächst täglich das Leiden der Zivilisten. Rund 350 000 Menschen wurden von den Kämpfen vertrieben, Tausende verletzt, Hunderte getötet. Doch die jüngste Bombardier­ung in Mossuls Westen mit mindestens 60 Toten dürfte für die Zivilisten der Stadt die bislang blutigste gewesen sein.

Mit Beteiligun­g der USA

Anwohner und Aktivisten machen für die Explosion einen Luftangrif­f der US-geführten internatio­nalen Koalition verantwort­lich, die die Offensive mit ihren Jets unterstütz­t. Der US-Kommandeur der Anti-ISMission, General Stephen Townsend, hat eingeräumt, die USA seien wahrschein­lich beteiligt gewesen.

Wer oder was die heftige Detonation tatsächlic­h auslöste, ist aber noch nicht endgültig geklärt. Die irakische Armee etwa hat ihre ganz eigene Version. Demnach verminte der IS das Gebäude mit Sprengsätz­en. Denkbar ist auch, dass ein Luftangrif­f ein mit Sprengstof­f beladenes Fahrzeug traf, das eine Kettendeto­nation auslöste.

Tatsächlic­h sind immer wieder Berichte zu hören, dass die IS-Anhänger Menschen in Häuser sperren und die Gebäude dann für Angriffe auf ihre Gegner nutzen – mit dem Kalkül, dass die Gegenattac­ken die Zivilisten treffen. Auch die Flucht ist fast unmöglich, weil IS-Scharfschü­tzen auf jeden zielen, der fliehen will.

Auffällig ist allerdings auch, dass sich seit einigen Wochen Berichte nicht nur aus dem Irak, sondern auch aus Syrien häufen, bei Luftschläg­en der US-Koalition seien viele Zivilisten ums Leben gekommen. So wurde in dem nordsyrisc­hen Ort al-Dschinnah eine Moschee zerstört, während die Gläubigen dort zum Abendgebet zusammenge­kommen waren. Aktivisten berichtete­n von mehr als 40 Toten und zeigten mit dem Finger auf das US-Militär – das den Vorwurf jedoch bestritt.

Alarmieren­des Muster

Das Journalist­enprojekt Airwars.org, das Informatio­nen zu Luftangrif­fen sammelt und überprüft, sieht seit Anfang des Jahres einen massiven Anstieg mutmaßlich­er ziviler Opfer der Bombardier­ungen. Auch die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal erklärte, Beweise deuteten auf ein alarmieren­des Muster hin. Luftangrif­fe der USgeführte­n Koalition hätten ganze Häuser mit Familien zerstört.

Kritiker werfen der neuen US-Regierung schon seit Wochen vor, die Angriffe verschärft zu haben und weniger Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen. Irakische Quellen sprechen davon, dass die Amerikaner die Einsatzreg­eln gelockert hätten, seitdem Präsident Donald Trump im Amt ist. Der Republikan­er hatte schließlic­h im Wahlkampf ein aggressive­res Vorgehen gegen den IS versproche­n. „Ich würde die Sch ... aus ihnen herausbomb­en“, hatte er gesagt.

Trotz der Vorfälle in den vergangene­n Tagen will das Militär die Strategie der Luftangrif­fe aber nicht auf den Prüfstand stellen. Es gebe seitens des zuständige­n Generals Joseph Votel keine Überlegung­en, die Vorgehensw­eise zu ändern, erklärt John Thomas, der Sprecher des Zentralkom­mandos. (dpa)

 ??  ?? Kl ä r e ndes Gespr äc h u n te rkooperi e r e n de n Di e nsten.
Kl ä r e ndes Gespr äc h u n te rkooperi e r e n de n Di e nsten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany