Heuberger Bote

Große Koalition der kleinen Schritte

Gipfel endet mit wenigen Kompromiss­en – SPD zieht mit strittigen Fragen in den Wahlkampf

- Von Andreas Herholz

- Der große Wurf ist ausgeblieb­en. Am Ende des Koalitions­gipfels, der spät in der Nacht zum Donnerstag endete, stand viel KleinKlein. Mühsam konnten sich die Union unter Führung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die SPD mit ihrem neuen Vorsitzend­en Martin Schulz an der Spitze auf wenige Kompromiss­e einigen, die de facto auf drei DIN-A4-Seiten passten.

Der wichtigste Erfolg für die Union: härtere Strafen für Einbrecher und erweiterte Befugnisse für Ermittler. Behörden sollen zudem bessere Möglichkei­ten zur Bekämpfung von Sozialmiss­brauch von Asylbewerb­ern erhalten. Die Punkte, mit denen sich die SPD durchsetze­n konnte, sind Verbesseru­ngen beim Familienna­chzug für Flüchtling­e, Schutzkonz­epte für Frauen und Kinder in Flüchtling­sunterkünf­ten sowie die Verringeru­ng der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Beim Verbot von Kinderehen herrschte indes Einigkeit.

Die großen Streitpunk­te wie Begrenzung von Managergeh­ältern, Solidarren­te, Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit oder die Homo-Ehe blieben strittig. Die SPD will damit in den Bundestags­wahlkampf ziehen und lehnt weitere Koalitions­gipfel im Kanzleramt ab. Sechs Monate vor der Bundestags­wahl und wenige Wochen vor den Landtagswa­hlen in Schleswig-Holstein und NordrheinW­estfalen wurde um jedes Detail gerungen. Kanzlerin Merkel, ihr Herausford­erer Schulz, das halbe Bundeskabi­nett und die Spitzen der beiden Fraktionen arbeiteten die strittigen Punkte mühsam bis 2.30 Uhr ab.

Am Morgen danach gibt es dann jedoch nur Sieger. CDU und CSU hätten „einen schönen Erfolg“erzielt, wertete Unionsfrak­tionschef Volker Kauder den nächtliche­n Verhandlun­gsmarathon als Punktsieg für die eigenen Reihen. Es seien vor allem Themen beschlosse­n worden, die der Union wichtig gewesen seien, sagte Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU). „Wir haben wichtige Einigungen getroffen“, zeigte sich auch SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann zufrieden. „Bei allen Fragen, die mehr Gerechtigk­eit betreffen, stoßen wir allerdings jetzt an die ideologisc­hen Grenzen der Union.“

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