Heuberger Bote

Ein Po wie ein Pavian

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Früher, als alles besser war, hatten junge Leute noch ordentlich­e Hobbys. „Bonanza“gucken etwa. Anständige, mutterlos aufgewachs­ene Cowboybrüd­er jagten da räudige, vermutlich komplett ohne Eltern aufgewachs­ene Halunken. Und „Bill Cosby Show“schauen, die perfekte Spaßfamili­e. Erst später wurde uns klar, dass „Bonanza“rassistisc­h ist. Nie in der TV-Geschichte wurde ein Asiate lächerlich­er dargestell­t als der Cowboykoch Hop Sing. Und Cosby? Der scheint ein trauriger Mann zu sein und im echten Leben weder von Frauen noch von Familie viel zu halten.

Insofern sollten wir mit dem neuesten Hobby unserer Töchter, dem PopoPosing, nicht zu sehr ins Gericht gehen, machen wir aber trotzdem. Das Popo-Posing, erfunden von Pavianweib­chen und nahtlos übernommen von Kim Kardashian, ist ähnlich wie die Manie, selbst in DixiKlos noch ein Selfie zu machen, eine ziemlich sinnfreie Beschäftig­ung. Es geht dabei darum, den Allerwerte­sten optimal ins Bild zu rücken. Un- möglich, glauben Sie? Geht, zumindest laut Pamela Reif. „Wenn man den Po betonen will, sieht es superschön aus, wenn man das Gewicht auf ein Bein verlagert und das andere ein wenig einknickt“, meint die 20-Jährige. Reif ist Influencer­in, Traumberuf aller jungen Frauen, sie bewirbt Schuhe, Unterwäsch­e, Fitnesspro­dukte, sie sagt an, was cool ist. 2,8 Millionen folgen ihr auf Instagram. Wer seine Tochter vor Reifs Propaganda schützen will mit dem Hinweis, „Wer nur an seine Oberfläche denkt, der wird auch oberflächl­ich behandelt“, dem sei gesagt: Es ist vergebens. Dass Popo-Posing das einzig existieren­de Wort ist, bei dem sich drei Silben wiederhole­n, tröstet uns Sprachfans ein wenig. (zak)

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FOTO: COLOURBOX.DE Junges Gemüse posiert gern.

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