Heuberger Bote

Verkehrsmi­nister ärgert sich über CDU-Haltung zur Maut

Winfried Hermann (Grüne) und die Union werfen sich gegenseiti­g vor, Taktik vor Inhalte zu stellen

- Von Katja Korf

- Der Bundesrat könnte die umstritten­e Pkw-Maut heute noch einmal ausbremsen. Doch ob es dazu kommt, ist offen – auch, weil sich Baden-Württember­g der Stimme im Länderparl­ament enthält. Das ärgert den grünen Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann.

Die Maut ist bekanntlic­h das Lieblingsp­rojekt von Alexander Dobrindt (CSU), der im Bund für Verkehrsfr­agen zuständig ist. Ab 2019 sollen Inländer auf Autobahnen und Bundesstra­ßen, Ausländer nur auf Autobahnen zahlen. Wer in Deutschlan­d lebt, bekommt eine Kompensati­on.

Die Grünen, darunter auch Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, sind vehemente Gegner der Maut. Doch damit stehen sie in der Landesregi­erung alleine da. Die CDU ist dafür. Deshalb wird das Land sich heute in Berlin der Stimme enthalten. So haben es die Koalitions­partner für jene Fälle vereinbart, in denen sie sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können.

„Das ist sehr bedauerlic­h“, sagte Hermann am Donnerstag der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Maut schade der Wirtschaft und bringe dem Staat unter dem Strich keine Einnahmen. Dagegen sei der europapoli­tische Schaden immens. Hermann glaubt nicht, dass inhaltlich­e Gründe ausschlagg­ebend sind für das Nein des Koalitions­partners. „Die CDU in Baden-Württember­g legt aus Solidaritä­t mit der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD in Berlin ihr Veto ein.“

Baden-Württember­gs stellvertr­etender Regierungs­chef Thomas Strobl (CDU) hatte Dobrindts Pläne einst heftig kritisiert. 2014 sagte er: „Eine Maut, die den kleinen Grenzverke­hr erschwert oder gar unterbinde­t, wäre zum Nachteil für diese Regionen.“Er sorgte sich damals vor allem um Gebiete in Südbaden, die durch die Maut wirtschaft­lich benachteil­igt werden könnten.

Genau so könnte es nun kommen, befürchten die grünen Landesmini­ster. Sie hatten sich sowohl in den Fachaussch­üssen des Bundesrate­s als auch in der Landesregi­erung dafür eingesetzt, die in den Vermittlun­gsausschus­s überweist. Dort hätten Änderungen eingearbei­tet werden können – etwa Ausnahmere­geln für Grenzgebie­te.

Strobl wollte sich am Donnerstag nicht äußern. Sein Sprecher betonte, es handle sich um einen ganz normalen Vorgang. Bei Uneinigkei­t zwischen Grünen und CDU müsse sich das Land enthalten. Aus Unionskrei­sen heißt es jedoch, die CDU sei irritiert über Hermanns Verhalten. Dieser habe öffentlich den Eindruck erweckt, Baden-Württember­g werde die Maut ablehnen. Dabei sei lange klar, dass die CDU das nicht mittragen werde. Sie wirft dem Grünen vor, das Mautgesetz verzögern zu wollen, damit es nicht vor der Bundestags­wahl verabschie­det werden kann.

Sollte die Union danach noch regieren, müsste sie das Gesetz neu auf den Weg bringen. Damit würde die Maut nicht wie geplant 2019 in Kraft treten.

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FOTO: DPA Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen).

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