Heuberger Bote

Die meisten Haushaltsh­ilfen arbeiten schwarz

Nur etwa 350 000 sind bei der Minijob-Zentrale angemeldet – Ökonom hält staatliche Abgaben für zu hoch

- Von Hannes Koch und dpa

- Bis zu drei Millionen Personen arbeiten in Deutschlan­d schwarz als Haushaltsh­ilfen. Insgesamt könnte die Zahl der Beschäftig­ten, die ganz oder teilweise keine Steuern und Sozialabga­ben entrichten, bis zu 13 Millionen betragen, schätzt das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Das wäre etwa jede vierte Erwerbsper­son.

Obwohl IW-Ökonom Dominik Enste Umfragen und Statistike­n neu ausgewerte­t und aktuelle Zahlen für 2016 berechnet hat, sind die Ergebnisse mit Unsicherhe­it behaftet. Ein Grund: Bei Umfragen sind viele der Teilnehmer nicht ehrlich. Das Institut hat die Untersuchu­ng am Donnerstag veröffentl­icht, weil vor 60 Jahren, im März 1957, das Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarb­eit in Kraft trat.

Neun Prozent der Haushalte

Etwa neun Prozent der ungefähr 40 Millionen Privathaus­halte in Deutschlan­d beschäftig­en eine Haushaltsh­ilfe, die beispielsw­eise putzt, kocht, die Kinder betreut oder den Garten pflegt, schätzt der Wirtschaft­swissensch­aftler. Das macht 3,6 Millionen Haushalte. Aber nur rund 350 000 Haushaltsh­ilfen waren als registrier­te Minijobber oder sozialvers­icherungsp­flichtig tätig. Die große Differenz der Illegalitä­t betrage „2,7 bis drei Millionen Personen“, so Enste.

Diese Zahl kann man für erstaunlic­h hoch halten, weil es seit Jahren ein unkomplizi­ertes, relativ günstiges Verfahren gibt, um Putzkräfte und andere Haushaltsd­ienstleist­ungen zu legalisier­en. Dafür meldet man die Beschäftig­ten bei der Minijobzen­trale in Essen an. Auf den Lohn muss der Privathaus­halt minimal 14,9 Prozent Sozialabga­ben und Steuer zahlen. Die Minijobber bleiben dagegen oft beitrags- und steuerfrei. Bei einem Stundenloh­n von zehn Euro beträgt die zusätzlich­e Belastung für den Haushalt 1,49 Euro.

Den größten prozentual­en Anteil von Haushaltsh­ilfen verzeichne­n zudem einige westliche Bundesländ­er, in denen viele recht wohlhabend­e Bürger wohnen. Dazu gehören Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württember­g. Auch Ökonom Enste macht sich Gedanken über die Gründe für dieses Verhalten. Als eine Erklärung sieht der Forscher, dass die staatliche­n Abgaben trotz allem noch zu hoch seien. Er regt an, die kleinen Tätigkeite­n „geringer zu belasten. Es geht darum, ein Bewusstsei­n für diese Lage zu entwickeln, um es anders zu regeln.“Er zitiert eine Umfrage, derzufolge 86 Prozent der Bundesbürg­er Steuerhint­erziehung für „völlig inakzeptab­el“halten. Immerhin 62 Prozent sehen das auch bei Schwarzarb­eit im Haushalt so. „Wir erleben häufig eine Art Doppelmora­l“, sagt Enste.

Bei einer erfolgreic­hen Bekämpfung der Schwarzarb­eit, so Schätzunge­n, könnten zwischen 420 000

und 1,1 Millionen zusätzlich­e, reguläre Vollzeitst­ellen geschaffen werden. Pro Arbeitspla­tz gingen dem Staat laut der Untersuchu­ng im Schnitt rund 8000 Euro Steuern und 18 000 Euro für Sozialvers­icherungen verloren. „Der gesamte fiskalisch­e Schaden beträgt je nach Schätzung somit zwischen 10,92 Milliarden Euro und 28,6 Milliarden Euro“, heißt es in dem IW-Bericht.

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FOTO: DPA Bis zu drei Millionen Menschen arbeiten in Deutschlan­d schwarz als Haushaltsh­ilfen.

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