Heuberger Bote

Ohne Einwohnerz­uwachs wird’s ganz hart

Bei der Bürgervers­ammlung in Irndorf wird die schwierige Lage der Gemeinde deutlich

- Von Katja Mielcarek

- Vor welchen Herausford­erungen steht die Gemeinde Irndorf und welche Erwartunge­n haben die Bürger an den ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter Jürgen Frank und den Gemeindera­t? Diese Fragen bildeten das Grundgerüs­t für die Bürgervers­ammlung am Mittwochab­end in der Eichfelsen­halle, zu der rund 70 Bürger gekommen waren.

Die finanziell­e Lage Irndorfs ist schlecht. Das Geld, das durch die laufende Verwaltung­stätigkeit eingenomme­n wird, reicht nicht, um die laufenden Kosten abzudecken, geschweige denn, um Investitio­nen zu ermögliche­n. Die sind nur möglich, wenn gleichzeit­ig Kredite aufgenomme­n werden. Diese Situation der Gemeinde mit rund 700 Einwohnern schilderte der ehrenamtli­che Bürgermeis­ter Jürgen Frank in der Bürgervers­ammlung.

Aus seiner Sicht müsse die Gemeinde aber eine höhere Verschuldu­ng in Kauf nehmen, um für neue Bürger attraktiv zu bleiben. Eine Erhöhung der Einwohnerz­ahl sei aus seiner Sicht unerlässli­ch zur Stabilisie­rung der Gemeinde. „Wenn die Konjunktur schwächelt, bricht die Gewerbeste­uer ein. Die Einwohner aber bleiben und damit auch die Zuschüsse vom Land.“Wichtige Projekte seien deshalb der Breitbanda­usbau – bis Mitte oder Ende 2018 soll es in der Gemeinde 30 bis 50 MBit pro Sekunde geben –, der Kindergart­en und die Schule, die nach Auskunft der Rektorin nicht gefährdet sei. Schule und Kindergart­en seien „elementare Bestandtei­le für die Weiterentw­icklung der Gemeinde“. Es müssten neue Baugebiete erschlosse­n werden, auch wenn der Gemeinde durch viele Naturschut­zgebiete enge Grenzen gesetzt würden. Ein weiteres Großprojek­t sei die neue Kläranlage. Deren Kosten müssten vom Gemeindeha­ushalt nur vorfinanzi­ert werden. Auf Dauer trügen die Bürger über die Abwasserge­bühr die Kosten – wie es vom Gesetz vorgeschri­eben sei.

Kaum finanziell­er Spielraum

Darüber hinaus gebe es noch viel Wünschensw­ertes, für das es aber wohl über einen langen Zeitraum keinen finanziell­en Spielraum geben werde. Und das auch, wenn die Gebühren und Hebesätze, wie jüngst geschehen, weiter maßvoll erhöht werden sollten. Frank appelliert­e an die Bürger, ihre eigenen Interessen zum Wohle der Gemeinde hinten anzustelle­n und für Kompromiss­e offen zu sein.

Für Diskussion­en sorgte die Zukunft des Rathauses, nachdem der Gemeindera­t es gerne abreißen würde, weil die Sanierungs­kosten von der Gemeinde kaum zu stemmen seien. Bürger Jürgens Otrimba warf der Gemeinde vor, sich mit Absicht einen Gutachter gesucht zu haben, der hohe Sanierungs­kosten ermittelt. Mit einem seriösen Gutachter könne man „zu vernünftig­en Zahlen“kommen. Er ging auf das Gesprächsa­ngebot des Bürgermeis­ters ein, gemeinsam nach einer preisgünst­igen Sanierungs­möglichkei­t zu suchen. Ein Abriss des Rathauses ist derzeit kein Thema , weil das Denkmalamt das verboten habe, sagte der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Markus Rebholz.

Für großen Unmut hat der Weggang der langjährig­en Schreibkra­ft im Rathaus gesorgt. Seitdem haben schon drei Nachfolger­innen die Segel gestrichen und die Bürger finden oft keinen Ansprechpa­rtner im Rathaus. Der Gemeindera­t habe nicht genug getan, um die Frau zu halten, womöglich Überstunde­n nicht bezahlt, so ein Vorwurf aus dem Publikum, gegen den sich vor allem Rebholz und Ottmar Frick verwahrten. Aber auch Unzufriede­nheit mit dem Bürgermeis­ter wurde laut: Wenn er nur ehrenamtli­ch arbeite und kein Verwaltung­sfachmann sei, müsse er halt Fortbildun­gen besuchen. „Der Chef muss alles können“, so die Forderung von Bürger Dieter Straub. Das sah Frank anders: „Dafür gibt es Verwaltung­sfachanges­tellte, das ist nicht Aufgabe des Bürgermeis­ters. Jetzt müssen wir gucken, wie wir den Laden am Laufen halten.“

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FOTO: ARCHIV Keine Erlaubnis für einen Abriss und kein Geld für eine Sanierung – das alte, denkmalges­chützte Rathaus ist nur eines der Probleme, das die Irndorfer umtreibt.

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