Erst das Auto – und dann lange nichts
Mobilität: Umfrage in Tuttlingen ausgewertet – Studenten geben neue Impulse
- 66 Prozent nutzen das Auto überwiegend als Fortbewegungsmittel, jeweils zehn Prozent sind meist per Rad oder zu Fuß unterwegs. Dieses Ergebnis zeigt die Umfrage von Studenten der Hochschule für Technik, Stuttgart, die im Dezember in Tuttlingen stattgefunden hat. Von insgesamt 407 Befragten gaben 21 Prozent dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) die Bewertung „schlecht“.
„Für uns waren die Ergebnisse der Umfrage nicht wirklich überraschend“, sagt Tuttlingens Baubürgermeister Willi Kamm. Die Studie soll den Einstieg zur Diskussion um Mobilität darstellen – in der Stadt und im Landkreis Tuttlingen, so Kamm. „Spätestens im Herbst wird sich der Gemeinderat damit auseinander setzen müssen“, sagt er. Momentan finde die Vorarbeit in den Fraktionen statt.
Viele Projekte spielen da hinein. So auch der Erweiterungsbau des Landratsamtes und die Frage, wie viele Stellplätze für Mitarbeiter der Landkreis bauen muss und ob es Alternativen zum Auto gibt. Ein Stück weiter westlich steht das Bahnhofsareal zur Überplanung an, inklusive des Parkhauses, das in unmittelbarer Nähe entstehen soll. Dieser Tage räumt der bisherige Nutzer den linken Bahnhofsteil, den Aesculap gekauft hat. Die rechte Hälfte gehört der Stadt Tuttlingen. Auch hier stehen große Entscheidungen an, die laut Willi Kamm gemeinsam in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden sollen.
In einem halben Jahr wollen die Beteiligten einen Schritt weiter sein und mit Partnern und Investoren ins Detail gehen. „Ideen haben wir genug, die spannende Frage ist aber die, welche Vorstellungen die Bürger vom Bahnhof haben und umsetzen wollen“, sagt der Baubürgermeister.
Seilbahn oder Straßenbahn?
Die Bürgerbefragung der Stuttgarter Studenten soll dabei eine Art Denkanstoß sein. Neben der reinen Auswertung hat die Hochschule auch Vorschläge für Tuttlingen gemacht: Impulse junger Leute, die die Stadt von außen betrachtet haben. Manche Ideen, wie eine Seilschwebebahn als Ergänzung zum ÖPNV zwischen Bahnhof und Innenstadt/ ZOB oder ein Straßenbahnsystem vom Bahnhof übers Stadtzentrum bis zur Stadthalle haben Charme, sind aber wohl kaum umsetzbar.
Doch es gibt auch Handfestes: Wie die Vorschläge, den ZOB durchgehend barrierefrei zu gestalten, besser zu beleuchten und einen privaten Sicherheitsdienst zu beschäftigen. Oder für den Bahnhof: Renovierung der Empfangshalle und Unterführung, Gestaltung des Vorplatzes – und einen farblich durchgehenden Anstrich des Gebäudes. „Da bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das hinbekommen“, sagt Kamm zum Außenanstrich.
Als langfristiges Ziel für Tuttlingen schlagen die Studenten vor, aus zwei Mobilitätsschwerpunkten (ZOB und Bahnhof) nur noch einen zu machen: den Bahnhof als Drehscheibe, ohne Innenstadt und ZOB vom ÖPNV abzuhängen. Inklusive Marketing-Aktionen mit Strahlkraft, wie ein kostenloser Adventsbus oder freie Fahrten für bestimmte Gruppen an bestimmten Tagen.
Apropos Strahlkraft: Die sehen die Studenten auch in einer Sperrung der Weimarstraße, die entlang der Donau verläuft. Zumindest zwischen Einmündung Moltke- und Bismarckstraße sollte sie an Wochenenden und Feiertagen gesperrt sein, so der Vorschlag.
Die Vorteile: Zusammenführen von Innenstadt, Stadtgarten und Donauufer und damit Erholung, Freizeit und Kultur mitten in der Stadt!