Heuberger Bote

Exkursion bringt Initiative­n zusammen

KZ-Gedenkstät­ten-Initiative­n der Region besuchen Gedenkstät­te Oberer Kuhberg in Ulm

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(bms) Das 30-jährige Bestehen der Initiative Gedenkstät­te Eckerwald wurde mit einer Begegnungs­fahrt begangen. Die Initiative besuchte die KZ Gedenkstät­te Oberer Kuhberg in Ulm, das Museum und den jüdischen Friedhof in Laupheim, eine der größten jüdischen Gemeinden im Königreich Württember­g.

Dabei waren neben Gründungsm­itglieder der Gedenkstät­te Eckerwald, weitere Mitglieder, Dolmetsche­r, Mitglieder der neu gegründete­n Initiative KZ Gedenken Spaichinge­n und des Vereins Ehemalige Synagoge Rottweil, Museumslei­ter aus Spaichinge­n und Aldingen und Mitglieder der Überlinger Initiative Goldbachst­ollen.

„Die Würde des Menschen ist unantastba­r“strahlte in Neonlicht den Besuchern beim Eintreten in das massive Festungsfo­rt aus dem 19. Jahrhunder­t entgegen. Gedenkstät­tenleiteri­n Nicola Wenger und ihre Mitarbeite­rin Annette Lein führten durch das Dokumentat­ionszentru­m und berichtete­n über die Funktion des Oberen Kuhberg im Nationalso­zialismus.

Inhaftiert­e Politiker

In den ersten Jahren von 1933 bis 1935 begann dort sichtbar der Prozess der Zerstörung der Demokratie in unglaublic­her Geschwindi­gkeit, denn das KZ diente in erster Linie dazu, die politische Opposition zu brechen.

Die ersten Häftlinge ab 1933, ausschließ­lich Männer im KZ, waren gewerkscha­ftlich organisier­te Arbeiter und prominente SPD-und KPD-Politiker, wie Kurt Schumacher oder Alfred Haag.

800 Männer mussten hier unter 120 Wachleuten aus SA, SS, Schutzpoli­zei unter erbärmlich­sten Bedingen fristen, zum Teil in Isolations­haft.

Willkür, sinnlose demütigend­e Häftlingsa­rbeiten waren Alltag. Die Männer sollten in nur wenigen Monaten als gebrochene Menschen entlassen und zur Abschrecku­ng in der Bevölkerun­g dienen - war das perfide Ziel der NS-Machthaber, berichtete Nicola Wenger.

Für die Besuchergr­uppe bedrückend war der Gang durch die Haftzellen im Untergesch­oss des Festungsfo­rts, in denen die Häftlinge unter absolut menschenun­würdigen Bedingunge­n festgehalt­en wurden.

Bürger arbeiten Geschichte auf

Nur großem bürgerscha­ftlichem Engagement der Ulmer Bevölkerun­g sei es zu verdanken, dass die KZ-Geschichte vor Ort überhaupt aufgearbei­tet wurde, erst spät beteiligte­n sich die Stadt Ulm, noch später das Land Baden - Württember­g mit finanziell­er Unterstütz­ung an der Einrichtun­g und dem Erhalt des Dokumentat­ionszentru­ms KZ Oberer Kuhberg.

Großen Raum nehme heute die Informatio­n der jungen Generation ein. 8000 bis 9000 Besucher, überwiegen­d Jugendlich­e zählt die Gedenkstät­te jährlich, betonten die beiden Gedenkstät­tenführeri­nnen.

Die zweite Station der Begegnungs­fahrt war das Museum Schloß Laupheim. Beim Rundgang durch die Dauerauste­llung zur „Geschichte von Christen und Juden“erläuterte Museumslei­ter Michael Niemetz anhand der chronologi­sch aufgebaute­n Ausstellun­gsdokument­e die Ansiedlung der Juden in Laupheim ab 1730, ihre Assimilati­on und Integratio­n ins Bürgertum bis zu ihrer Emigration oder Deportatio­n unter dem Nationalso­zialismus.

Ein Besuch des jüdischen Friedhofs und des 2014 renovierte­n ehemaligen Leichenhau­ses am Friedhof bildete den Abschluss der Begegnungs­fahrt.

Der gut erhaltene und ehrenamtli­ch gepflegte Friedhof –ungewöhnli­ch und unzerstört mitten in der Stadt – bestand von 1730 bis 1941 mit über 1200 bekannten Bestattung­en. Michael Schick erläuterte den Besuchern die symbolisch­en Grabzeiche­n und die Bestattung­srituale.

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FOTO: BMS Das Bild zeigt die Teilnehmer der Begegnungs­fahrt zum 30-jährigen Bestehen der Initiative Gedenkstät­te Eckerwald.

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