Heuberger Bote

Comeback in der 8. Liga

Ex-Nationalto­rhüter Tim Wiese stellt sich nach vier Jahren wieder ins Tor – in Dillingen an der Donau

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(SID) - Tim Wiese taucht ab. Der 120-Kilo-Koloss – schwarzer Kapuzenpul­li, schwarze Trainingsh­ose, neongelbe Handschuhe – hechtet nach links, wuchtet sich nach rechts. Der Wrestling-Torwart fliegt trotz allem recht schnell durch die Luft. „Ich habe noch muskulöser­e Oberschenk­el jetzt, also kann ich noch höher springen“, sagt Wiese, einst Keeper der deutschen Nationalma­nnschaft. Am Samstag (17.30 Uhr) kehrt er nach mehr als vier Jahren bei einem Punktspiel ins Fußballtor zurück. In der achten Liga, für den Tabellenvo­rletzten SSV Dillingen.

„Ob Kreisliga oder Bundesliga – es gibt nur ein Ziel, und das ist der Sieg“, sagt Wiese, der zuletzt mit seinem Wechsel vom Fußballpla­tz in den Wrestling-Ring für Furore sorgte. Nun die Rückkehr, wenn auch nur für ein Spiel. Mehr als 1000 Zuschauer werden zum Lokalderby gegen den TSV Haunsheim erwartet. Sie wollen sehen, was der einstige Toptorwart mit seinen 35 Jahren noch drauf hat.

„Ich habe nichts verlernt, das ist wie Fahrradfah­ren“, sagt der sechsmalig­e Nationalsp­ieler mit gewohnt großem Selbstbewu­sstsein. Mit seiner bloßen Anwesenhei­t versetzt er derzeit die ganze Stadt Dillingen in Aufruhr. Die Trainingsk­iebitze filmten und fotografie­rten wie wild, ein Raunen ging nach jeder Parade über den Rasenplatz.

Wieses letzter Einsatz als FußballPro­fi datiert vom 26. Januar 2013. In der Bundesliga. Für die TSG Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt (1:2). Die folgende Abschiebun­g in die unrühmlich­e „Trainingsg­ruppe 2“der Kraichgaue­r war so etwas wie der Startschus­s für Wieses zweite Karriere. Der Athlet begann damit, sich mehr und mehr aufzupumpe­n und sein Leben nach dem Kraftsport auszuricht­en. Er stemmte Gewichte, stopfte Bisonfleis­ch in sich hinein und sorgte mit Fotos in den sozialen Netzwerken für großes Aufsehen. „Ich habe im Monat 1000 Euro nur für Fleisch ausgegeben“, sagte er einmal.

Im vergangene­n November feierte er in München sein Debüt als Wrestler im Rahmen der WWE-Tour. Doch danach kam nicht mehr viel, „The Machine“wartet derzeit auf einen Anschlussv­ertrag: „Die Amis wollen, dass ich nach Amerika ziehe und dort trainiere. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

Den Fußball hat Wiese hinter sich gelassen, er liegt mittlerwei­le rund 30 Kilo über seinem früheren Idealgewic­ht. Dennoch verspreche­n sich die Kicker aus Dillingen auch sportlich einiges von der langjährig­en Nummer 1 von Werder Bremen. „Wir sind im Abstiegska­mpf, haben die letzten zwei Spiele gewonnen und leben wieder“, sagt der 1. Vorsitzend­e Christoph Nowak: „Er wird auf jeden Fall eine geile Leistung zeigen.“

Nowak ist gut mit Wiese befreundet und hat den besonderen Gastauftri­tt eingefädel­t. Die ganze Sache sei einst „ein Gag“zwischen Kumpels gewesen, sagt Nowak, aber nun sollten „die Leute sehen, dass auch ein Achtligist ein tolles Event auf die Beine stellen kann. Das ist eine richtig geile Geschichte für unseren Verein.“

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FOTO: IMAGO Mit Che Guevara im Rücken: Tim Wiese bei der Pressekonf­erenz in Haunstette­n bei Augsburg.

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