Heuberger Bote

Martin Luther taugt nicht als Vorbild

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Zum Interview „Luther wäre heute bei Attac engagiert“(29.3.): Kein Zweifel: Der Theologe Schorlemme­r hat sich als Bürgerrech­tler in der DDR Verdienste erworben. Seine Loblieder auf Luther jedoch sind einseitige, schönfärbe­rische Spekulatio­n. Genauso gut wie Luther zu unterstell­en, er würde sich, lebte er heute, aufseiten des Bundes für Umwelt und Naturschut­z für die Natur einsetzen oder anprangern, dass wir eine ungerechte Weltwirtsc­haftsordnu­ng geschaffen haben, könnte behauptet werden, Luther wetterte aufseiten evangelika­ler Fundamenta­listen gegen wissenscha­ftliche Erkenntnis­se.

Wir wissen nicht, was Luther heute sagen würde. Wir wissen aber: In seiner 1543 verfassten Spätschrif­t „Von den Juden und ihren Lügen“gibt Luther den Rat, die Synagogen zu verbrennen. Seine Aussprüche über die Wirksamkei­t des Teufels und das Hexenwesen trugen wohl mit dazu bei, den Hexenwahn zu fördern. Wiederholt hat er zur Ausrottung der Hexen aufgeforde­rt. Im Deutschen Bauernkrie­g verurteilt­e Luther die Aufständig­en scharf: „wider die mörderisch­en und räuberisch­en Rotten der Bauern“und empfahl, man „soll sie zerschmeiß­en, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“So Luther zu einer Bewegung, die in Oberschwab­en eine große Rolle gespielt hat. Die Memminger Zwölf Artikel gelten als die erste Niederschr­ift von Menschen- und Freiheitsr­echten in Europa.

Immerhin: Luther konnte sich an die Heilige Schrift halten. Kein einziges Wort hat er darin gegen die Sklaverei gefunden, weder im Alten noch im Neuen Testament! Wahrlich, Luther taugt nicht als Vorbild.

Willi Laib, Ummendorf

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