Konzert beginnt in Moskau und endet in Hogwarts
Das Sinfonische Akkordeon-Orchester Hessen spielt in der Bundesakademie
- Musikalische Reise durch Zeit und Raum: Das Sinfonische Akkordeon-Orchester Hessen unter der Leitung von Thomas Bauer eröffnete am Sonntagabend die diesjährige Osterarbeitswoche des Deutschen Harmonika-Verbands im Saal der Bundesakademie.
Moskau war die erste Station, an die das fast 50-köpfige Erfolgsorchester seine zahlreichen Zuhörer entführte: Im Vorspiel zu Modest Mussorgskys musikalischen Volksdrama „Chowanski-Schweinerei!“leitete Bauer die Akkordeonisten durch das 1874 entworfene Klangbild politischer Intrige.
Mit den dynamischen „Varianten“ huldigten die Hessen einem Schwaben: Fritz Dobler, 1927 in Singen geboren, hatte das Werk für Akkordeonorchester, elektronische Instrumente und Schlagwerk 1963 geschaffen. Also während seiner 24-jährigen Tätigkeit als Akkordeon- und Kompositionslehrer an der Städtischen Musikschule Trossingen. Mit sichtlichem Vergnügen verfolgte Dobler, deutscher Akkordeonmeister anno 1949 und ehemaliger DHV-Präsident, die gekonnte Umsetzung seiner als „schweres Höchststufen-Werk“klassifizierten Komposition mit den zahlreichen Tempowechseln.
Zurück nach Russland, dieses Mal St. Petersburg: Dort wurde 1988 Dariya Maminova geboren, die derzeit an der Musikhochschule in Köln studiert. Ihr Werk „… A Still Small Voice…“, vor einem Jahr in Worms uraufgeführt, verlangte fast tonloses Klappern der Akkordeontasten, apartes Balg-Vibrato, synchrones Ratschen und drohende Töne der Bass-Instrumente. Da wurden Motive wiederholt, manchmal nur angerissen, Sphärenklänge erschreckten den Hörer. Spannend bis hin zum finalen „ping“der Triangel.
Argentinien war das nächste Reiseziel: Das Sinfonische Akkordeon Orchester Hessen, kurz SAkkOH, bot ein eigenwilliges Arrangement von Victor Piazzollas selten gehörtem Werk „Contrabajísimo“aus dem Jahr 1986, in dem sich gezirkelte Tango Nuevo-Passagen mit melancholischen Klängen abwechselten.
Das Programm endete in der Magierschule Hogwarts. Thomas Bauer, 56-jähriger Schorndorfer und ausgezeichneter Absolvent des HohnerKonservatoriums (1985), wechselte vom Taktstock zum Zauberstab. Stereowirkung hatte „Aunt Marge’s Waltz“, den John Williams, der berühmte Komponist der ersten drei Harry Potter-Filmmusiken, der nervigen Muggel-Frau widmete. Bei „Harry’s Wondrous World“sorgten die Musiker, darunter sechs Schlagwerker, für Publikums-Jubel und kräftigen Beifall.