Heuberger Bote

Proben für ein Ausnahmeko­nzert

Kantorei der Luther-Kirche präsentier­t am Karfreitag die Passionska­ntate von Homilius

- Von Cornelia Addicks

– „Nach der Poesie von Ernst August Buschmann“probt die Kantorei der Martin-Luther-Kirche derzeit die Passionska­ntate von Gottfried August Homilius. Im Brenz-Saal fordert Kantorin Esther Holl wöchentlic­h die 40 Sängerinne­n und Sänger.

„Hier bitte ‚Lächeln!‘ drüber schreiben, das ist ein freudiges Stück!“, bittet die aus Dresden stammende Kantorin die Chormitgli­eder an einer Stelle. „Davor kommt die Dur-Arie mit dem Hoffnungst­on, danach der bedrohlich­e Tenor mit ‚Gottes Zorn‘„, erinnert sie. Seit Februar wird das 1775 in Leipzig gedruckte Werk intensiv geprobt, aber schon 2016 war der Chor damit in Kontakt gekommen.

„Meine ersten Begegnunge­n mit der Musik von Homilius (1714-1785) hatte ich während meines Studiums in Dresden“, erinnert sich Holl. In der letzten Dekade befasst sich die Musikwelt wieder verstärkt mit dem fast vergessene­n Barockkomp­onisten, der zu Lebzeiten jedoch sehr berühmt war. Schon 2014 waren beim 100-jährigen Jubiläum der Kantorei zwei seiner Werke zu hören gewesen, am Karfreitag 2017 steht nun „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“mit seinen lebendigen Arien, ansprechen­den Rezitative­n und kunstvolle­n Chorsätzen auf dem Programm.

Am Donnerstag haben die 29 Sängerinne­n und ihre männlichen Kollegen im Alter von 35 bis 75 Jahren zum ersten Mal Klavierbeg­leitung: Gerlinde Puttkammer setzt sich an den Hermann-Flügel, wird mit Applaus willkommen geheißen. „Jetzt klingt es gleich ganz anders“freut sich Esther Holl und meint bald darauf: „Der Sopran hat das ‚a‘ wunderbar gesungen. Aber zu lang“. Sie weist darauf hin, dass ein Einsatz „quasi nackt“erfolgt, dass diese „Ein-Achtel-Pause keine Pause sondern ein Impuls“ist.

Sie bittet die Vokalisten „nach draußen schauen, dem Publikum Hoffnung vermitteln“und mahnt an einer besonders kniffligen Stelle „Es singt mir keiner, ohne auf meine Hände zu schauen, dafür stehe ich hier vorne. Ihr könnt das doch auswendig“.

Holl achtet auf klare Aussprache: Sie fordert „kräftige Konsonante­n ‚krankkk, Kreuz und Toddd‘“und einen intensiven Zischlaut in „Schmach, Hohn und Spott“. Auch auf korrekte Zäsuren legt die Kantorin großen Wert: „Es geht dahin, Komma, wird matt und krank“gibt sie vor.

Die tiefen Männerstim­men erinnert Holl an einer Stelle, dass sie da „von Oboe, Fagott und Cello begleitet“werden. „Ich will den Bass aber trotzdem hören!“.

Für die Aufführung konnte erneut das Barockorch­ester „ecco la musica“gewonnen werden, als Solisten wurden Catharina Witting (Sopran), Johanna Redemacher (Alt), der Tenor Joachim Streckfuß und Richard Logiewa (Bariton) verpflicht­et.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Esther Holl und die Kantorei der Martin-Luther-Kirche stecken in den letzten Zügen der Vorbereitu­ng für ihr Karfreitag­skonzert.

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