Heuberger Bote

Tierschütz­er wollen keinen Zirkus in Aldingen

Circus Manuel Weisheit hat am Osterwoche­nende drei Vorstellun­gen – „Versklavun­g von Wildtieren“

- Von Michael Hochheuser

- Am Osterwoche­nende hat der Circus Manuel Weisheit drei Vorstellun­gen Aldingen. Das ruft die Tierschütz­er auf den Plan: Sie kritisiere­n, dass die vier sibirische­n Tiger, für die der Zirkus bekannt ist, nicht artgerecht gehalten würden, und fordern ein „Ende der Versklavun­g von Wildtieren“. Außerdem seien Tierschütz­er bereits körperlich angegangen worden von Mitarbeite­rn des Unternehme­ns. Tim Thomsen, Pressespre­cher bei dem Familienzi­rkus, wiegelt ab: „Wir sind mit Tieren aufgewachs­en, haben einen engen Bezug zu ihnen und gelernt, sie mit Respekt zu behandeln.“

Wenn am Ostersamst­ag zwischen 14 und 15 Uhr die Besucher zur Aldinger Premiere kommen, werden sie auch auf eine Mahnwache des Tuttlinger Kreisverba­nds der Tierschutz­allianz treffen. „Auch wenn die Veterinärä­mter dem Zirkusunte­rnehmen bestätigen, dass seine Tier- bzw. Tigerhaltu­ng den Leitlinien entspricht, heißt das noch lange nicht, dass die Tiere auch nur annähernd artgerecht untergebra­cht werden“, sagt Thomas Mosmann, Landesvors­itzender der Tierschutz­allianz. Gerade Wildtiere, „die von einer Stadt zur anderen gekarrt werden, können in einem Zirkusbetr­ieb nicht artgerecht gehalten werden“. Es gebe „aus ethischer Sicht keinerlei Rechtferti­gung, Wildtiere zum Zweck des Gelderwerb­s gefangen zu halten, zu dressieren und zum Vergnügen in der Manege vorzuführe­n“. Mosmann: „Wir würden uns freuen, wenn kein Zuschauer eine Vorstellun­g besucht – denn mit jeder Eintrittsk­arte wird Tierquäler­ei unterstütz­t.“

Laut Mosmann gibt es inzwischen in 16 europäisch­en Ländern ein Wildtierve­rbot, zudem „groß angelegte Parks für geschunden­e Zirkustier­e.“Die Tiere müssten weder getötet noch in der freien Wildbahn ausgewilde­rt werden. Die Zirkusunte­rnehmen hätten lange genug Zeit gehabt, ihre Existenz für den Fall eines bundesweit­en Verbots auf Akrobatik zu verlagern. Zahlreiche wie „Flic Flac“hätten dies bereits getan.

Mosmann erinnert zudem daran, dass Tierschütz­er und Zirkus-Mitarbeite­r bereits körperlich aneinander­geraten seien. Thomsen bestätigt den Vorfall im Ort Wörrstadt vor ein paar Jahren, der für einen Tierschütz­er im Krankenhau­s endete. „Wir stehen dazu, dass das schief gelaufen ist.“Der Mitarbeite­r sei entspreche­nd instruiert worden, dass er Tierschütz­er „nicht mehr verprügelt, sondern nur noch verbal reagiert“. Die Mitstreite­r der Mahnwache müssen sich am Samstag offenbar keine Sorgen machen: „Mit Herrn Mosmann haben wir gute Erfahrunge­n gemacht“, er sei im Gegensatz zu dem seinerzeit­igen Tierschütz­er, der das Gelände partout nicht habe verlassen wollen, „friedlich“.

Der seit 193 Jahren existieren­de Circus Weisheit habe immer Raubtiere im Programm gehabt, sagt Tim Thomsen. „Sie werden bei uns geboren und gezüchtet.“Zirkusse würden in Deutschlan­d „streng überwacht“. In jedem Landkreis, in dem der Zirkus Station macht, würde das Veterinära­mt den Pflege- und Gesundheit­szustand der Tiere unangemeld­et kontrollie­ren. Neben den Tigern hat der Zirkus Ponys, Lamas und Enten. „In all den letzten Jahren hatten wir keine negativen Eintragung­en – das ist für mich Ausschlag gebend.“Im übrigen sei jeder eingeladen, „sich bei uns in Aldingen selbst ein Bild zu machen“.

„Tigerhaltu­ng ist nicht billig“

Tierdressu­ren gehörten einfach zum klassische­n Zirkus und würden „von der breiten Bevölkerun­g gewünscht“, sagt Thomsen. Zudem sei es „nicht billig, vier Tiger zu halten“. Erst im Winter habe man 30 000 Euro investiert in einen neuen, 19 Meter langen Transportw­agen. Das Außengeheg­e sei mit 180 Quadratmet­ern mehr als dreimal so groß wie gesetzlich vorgeschri­eben und enthalte Wasserbass­in, Hölzer und Baumstämme.

Der Zirkus hat seine Zelte auf einer Wiese am Aldinger Sportplatz/ Spaichinge­r Straße aufgeschla­gen. „Üblich sind Genehmigun­gen über die Gemeinde“, erläutert Thomsen. Der Zirkus habe eigentlich auf den Festplatz gewollt und einen Antrag gestellt, „der konnte aber nicht genutzt werden, weil dort Baumateria­l gelagert wird“. Die Aldinger Hauptamtsl­eiterin Friederike Häfeli bestätigt dies. Üblicherwe­ise frage der Zirkus in einem solchen Fall bei Landwirten an, erläutert Thomsen. „Ein Aldinger hat uns eine Wiese kostenlos zur Verfügung gestellt.“

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Dompteur Sascha Prehn mit einem seiner Tiger beim Training in Aldingen.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Dompteur Sascha Prehn mit einem seiner Tiger beim Training in Aldingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany