Heuberger Bote

Polizeiprä­sidium: Entscheidu­ng fällt bis Pfingsten

Landrat und Oberbürger­meister waren in Stuttgart – Noch sei keine Standorten­tscheidung getroffen

- Von Ingeborg Wagner

- Landrat Stefan Bär und Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck haben vergangene Woche in Stuttgart mit Innenminis­ter Thomas Strobl über den Verbleib des Polizeiprä­sidiums in Tuttlingen gesprochen. „Die Kernbotsch­aft war, dass es noch keine neue Festlegung für einen Präsidiums­sitz in Konstanz gibt“, so Landrat Bär beim Presseterm­in. Eine Entscheidu­ng soll bis Pfingsten getroffen werden.

Wie berichtet, hat eine Expertenko­mmission zur Polizeistr­ukturrefor­m dem Innenminis­ter neue Zuschnitte der Präsidien vorgeschla­gen – und Konstanz als Sitz eines künftigen Polizeiprä­sidiums der vier Landkreise Tuttlingen, Konstanz, Rottweil und Schwarzwal­d-Baar benannt. Alle anderen Präsidiums­zuschnitte waren ohne eine Standortem­pfehlung verfasst. Damit würde Tuttlingen sein Polizeiprä­sidium verlieren. „Das wäre eine Schwächung unserer Stadt“, so OB Beck. 120 Arbeitsplä­tze im Dienstleis­tungssekto­r gingen verloren. „Das geht bis in die Familien hinein.“

Dabei sei diese Entscheidu­ng noch keinesfall­s gefallen, wie Bär nach Rücksprach­e mit Strobl und Vertretern der CDU-Landtagsfr­aktion klar machte: „Das wird offen angegangen und bewertet.“Am 3. Mai haben er und Beck ein weiteres Gespräch in der Landeshaup­tstadt, dann mit Staatssekr­etär Martin Jäger aus dem Innenminis­terium. Er bewertet die Reform fachlich. Bär: „Dabei werden wir weiterhin für unsere Argumente werben.“

Konstanz: Sackgasse am Zipfel

Kurz zusammenge­fasst ist das die Tatsache, dass Tuttlingen bei einem Neuzuschni­tt der Landkreise räumlich in der Mitte liegt, ganz im Gegensatz zu Konstanz, der „Sackgasse am äußersten Zipfel“. Zwar würde ein Anbau an das Polizeiprä­sidium Tuttlingen, der aus Raumnot benötigt wird, rund 7,5 Millionen Euro kosten. Aber auch in Konden stanz stünden Investian. tionen Michael Beck: „Das dortige Polizeiprä­sidium ist schon jetzt zu klein und zu eng.“Entscheide­nder seien jedoch die hohen Folgekoste­n, die ein Präsidiums­sitz in Konstanz nach sich ziehen würde. Da zu erwarten ist, dass sich ein Gros der jetzigen Mitarbeite­r des Konstanzer Präsidiums nach einem neuen Zuschnitt in Richtung Ravensburg und Oberschwab­en orientiert, müssten Mitarbeite­r aus den anderen Landkreise­n, allen voran Tuttlingen, für Konstanz rekrutiert werden. Ein Umzug der Beamten und Mitarbeite­r in Seenähe sei aus Kostengrün­den und mangels Wohnraum kaum zu realisiere­n, „also fallen relativ lange Fahrtwege an, die entspreche­nd abgerechne­t werden“, so Beck. Den neuen Präsidiums­zuschnitt – die Kreise Freudensta­dt und Zollern-Alb sollen künftig wegfallen – begrüßen Bär und Beck übrigens ausdrückli­ch. Ziel der Reform sei es, kurze Wege und geringere Kosten zu gewinnen. „Die kürzesten Wege im neuen Gebilde liegen in Tuttlingen.“ Die Dienstplän­e und Alarmkette­n könnten bei einem Verbleib des Präsidiums­sitzes in Tuttlingen nahezu eins zu eins erhalten bleiben. Konstanz in diese bewährten Strukturen zu integriere­n, sei leicht. Im Übrigen müsse es laufen wie im richtigen Leben: „Wenn ein Landkreis zu drei bestehende­n kommt, dann muss sich der eine den anderen dreien anschließe­n.“Nach einem Auszug größerer Teile der Polizeikrä­fte in Konstanz sei das dortige Gebäude problemlos mit anderen Nutzern zu füllen. Das sei in Tuttlingen so nicht der Fall – „das Gebäude würde halb leer stehen“, führte Beck aus.

Guido Wolf unterstütz­t Tuttlingen

Unterstütz­t fühlen sich Bär und Beck von Justizmini­ster Guido Wolf, der seinen Wahlkreis in Tuttlingen und Donaueschi­ngen hat. „Wir wissen ihn an unserer Seite, er setzt sich in seinen Kreisen für Tuttlingen ein“, so der Landrat. Diese Unterstütz­ung vermisst Beck an anderer Stelle. So beim Personalra­t der Polizei, von dem er öffentlich nichts höre. „Die Mitarbeite­r mailen uns und bitten, uns für sie einzusetze­n“, sagte er. Zum anderen fehle ihm die regionale Verbundenh­eit in dieser Frage – gerade auch aus dem Oberzentru­m VillingenS­chwenninge­n. Beck: „Jetzt wäre die Zeit, unsere regionale Identität durch Taten zu demonstrie­ren. Und nicht durch Wegschauen.“

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FOTO: IW Sehen Chancen für einen Verbleib des Polizeiprä­sidiums in Tuttlingen nach Gesprächen in Stuttgart: Michael Beck (links) und Stefan Bär.

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