Heuberger Bote

Überforder­ter Weltpolizi­st

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Nach Syrien nun also Afghanista­n! Dem Angriff auf eine Basis der Regierung Assad als Vergeltung für einen Giftgasang­riff ließ US-Präsident Donald Trump eine Attacke mit der stärksten nichtnukle­aren Waffe der Amerikaner auf IS-Kämpfer im Osten des Landes folgen. Und das, obwohl er zuvor deutlich gemacht hatte, dass die USA unter ihm nicht mehr als Weltpolizi­st auftreten werden.

Der Angriff ist als Demonstrat­ion der Stärke gedacht, die nicht allein auf die Terrormili­z zielt, sondern als Signal auch in Moskau, Peking und Pjöngjang verstanden werden soll. Stärke zu zeigen ist das eine, doch macht dies nur dann Sinn, wenn eine diplomatis­ch unterlegte Strategie dahinterst­eht. Mit Blick auf Afghanista­n ist die im Weißen Haus bislang nicht zu erkennen. Auch bei der Nordkoreap­olitik der neuen US-Regierung muss sich erst noch zeigen, ob hinter den Drohungen ein durchdacht­er Plan steht – vor allem, wenn Trump immer offener einen Präventivs­chlag ankündigt.

Der neue Mann im Weißen Haus entscheide­t situativ und spontan, er intervenie­rt massiv. Das zeigt sich auch bei der Nato, dem wichtigste­n Bündnis der westlichen Welt: Kein gutes Haar hatte Trump am nordatlant­ischen Bündnis gelassen und es im Wahlkampf kurzerhand für obsolet erklärt. Ohne uns, lautete die Botschaft des republikan­ischen Kandidaten an seine jubelnden Anhänger. Die Verbündete­n reagierten alarmiert. Die traditions­reiche Verteidigu­ngsallianz ohne die Supermacht und ihre militärisc­he Stärke hätte keine Zukunft mehr. Nun hat sich Trump von diesen Ankündigun­gen wieder verabschie­det. Die Nato ist plötzlich kein Auslaufmod­ell mehr, sondern Bollwerk für Frieden und Sicherheit, der Grundpfeil­er amerikanis­cher Bündnispol­itik.

Die Kehrtwende­n lassen nur einen Schluss zu: Die Komplexitä­t internatio­naler Außen- und Sicherheit­spolitik überrascht und überforder­t Trump. Für die Verbündete­n der Vereinigte­n Staaten, für Europa und Deutschlan­d – aber auch die ganze Welt – bedeutet das eine massive Zunahme der Unsicherhe­it.

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