DGB kritisiert mangelnde Kontrolle beim Fach Wirtschaft
Gewerkschaftsbund befürchtet übermäßigen Einfluss der Industrie – auch bei den Schulbüchern
(lsw) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sorgt sich um die Umsetzung des Schulfachs Wirtschaft in Baden-Württemberg. „Die Schulbuchzulassungsverordnung ist noch nicht erweitert worden auf das Fach Wirtschaft“, sagte die DGB-Vize-Chefin Gabriele Frenzer-Wolf der Deutschen PresseAgentur. „Darin müsste geklärt werden, dass auch Schulbücher geprüft werden.“
Das Fach Wirtschaft wurde mit dem Bildungsplan 2015/2016 eingeführt. Tatsächlich unterrichtet wird es aber an weiterführenden Schulen erst im kommenden Herbst. Es soll neben grundsätzlichen wirtschaftlichen Zusammenhängen und Kenntnissen über die Arbeitswelt auch eine Orientierung für das spätere Berufsleben geben. Ein Sprecher des Kultusministeriums bestätigte, dass für die Schulbücher des neuen Faches nur ein vereinfachtes Zulassungsverfahren gilt. Die Bücher müssen nicht von Gutachtern geprüft werden – eine Erklärung der Verlage reicht.
Unzufrieden mit Bildungsplan
Die Arbeitgeber können die Klage des Gewerkschaftsbunds nicht nachvollziehen. „Für die Zulassung von Schulbüchern gibt es klare Regelungen des Kultusministeriums“, sagte Stefan Küpper, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands. Die Arbeitgeber hielten den neuen Bildungsplan für gelungen.
Der DGB hatte früh Kritik an der Ausrichtung des Faches geäußert und unter anderem die Einbindung des Politikunterrichts gefordert. Zwar begrüße der DGB, dass nun auch Berufsorientierung an Gymnasien gelehrt werde, sagte FrenzerWolf. Jedoch: „Wir sind nicht zufrieden mit dem Bildungsplan.“Es fehlten alternative ökonomische Ansätze. Auch der Lebensweltbezug komme am Gymnasium gar nicht vor. Dazu gehörten Kaufentscheidungen und der Umgang mit Geld.
Man sei zwar froh, dass Tarifverträge und Mitbestimmung als Thema vorkämen, sagte Frenzer-Wolf. Allerdings stimme die Gewichtung nicht – Unternehmertum nehme zu viel Raum ein. Der Großteil der Schüler werde nach der Schulzeit nicht als Unternehmer, sondern als abhängig Beschäftigter arbeiten.