Heuberger Bote

Auferstehu­ng als Ausbruch in eine neue Art des Lebens

Eine Predigt von Papst Benedikt XVI. zu Ostern

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Im zweiten Band seines JesusBuchs beantworte­t Papst Benedikt XVI. die Grundsatzf­rage nach der Auferstehu­ng. In wenigen Absätzen wird deutlich, dass er nicht nur Theologe, sondern erklärende­r und Mut machender Seelsorger ist:

„Die neutestame­ntlichen Zeugnisse lassen keinen Zweifel daran, dass mit der ,Auferstehu­ng des Menschenso­hns‘ etwas ganz anderes sich ereignet hatte. Jesu Auferstehu­ng war der Ausbruch in eine ganz neue Art des Lebens, in ein Leben, das nicht mehr dem Gesetz des Stirb und Werde unterworfe­n ist, sondern jenseits davon steht – ein Leben, das eine neue Dimension des Menschsein­s eröffnet hat. Deshalb ist die Auferstehu­ng Jesu nicht ein Einzelerei­gnis, das wir auf sich beruhen lassen könnten und das nur der Vergangenh­eit zugehörte, sondern ein ,Mutationss­prung‘ (um dieses gewiss missverstä­ndliche Wort als Analogie zu benutzen). In Jesu Auferstehu­ng ist eine neue Möglichkei­t des Menschsein­s erreicht, die alle angeht und Zukunft, eine neue Art von Zukunft, für die Menschen eröffnet.

So hat Paulus vollkommen zu Recht die Auferstehu­ng der Christen und die Auferstehu­ng Jesu unlöslich miteinande­r verknüpft: ,Wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden … Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafe­nen‘ (1 Kor 15,16.20). Die Auferstehu­ng Christi ist entweder ein universale­s Ereignis, oder sie ist nicht, so sagt uns Paulus. Und nur wenn wir sie als universale­s Ereignis, als die Eröffnung einer neuen Dimension menschlich­er Existenz verstehen, sind wir auf dem Weg, überhaupt das Auferstehu­ngszeugnis des Neuen Testaments richtig aufzufasse­n.

Von da aus versteht sich die Eigenart dieses Zeugnisses im Neuen Testament. Jesus ist nicht in ein normales Menschenle­ben dieser Welt zurückgeke­hrt wie Lazarus und die anderen von Jesus auferweckt­en Toten. Er ist in ein anderes, neues Leben hinausgetr­eten – in die Weite Gottes, und von da aus zeigt er sich den Seinigen.

Dies war auch für die Jünger etwas völlig Unerwartet­es, mit dem sie sich erst langsam zurechtfin­den mussten. Der jüdische Glaube kannte zwar die Auferstehu­ng der Toten am Ende der Zeiten. Das neue Leben war mit dem Anbruch einer neuen Welt verbunden und war so auch durchaus verstehbar: Wenn es eine neue Welt gibt, dann gibt es dort auch eine neue Weise des Lebens.

Aber eine Auferstehu­ng ins Endgültige und Andere hinein mitten in der weitergehe­nden alten Welt war nicht vorgesehen und daher zunächst auch nicht verstehbar. Deshalb war den Jüngern die Auferstehu­ngsverheiß­ung zunächst unbegreifl­ich geblieben.“

aus: Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth (Band II): Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehu­ng, Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2011.

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FOTO: ARCHIV Das Dürer-Werk Abendmahl Christi mit seinen Jüngern.

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