Heuberger Bote

Tempo-30-Vorstoß des Umweltbund­esamts wird kritisiert

Im Bundesverk­ehrsminist­erium und bei den Kommunen hält man wenig von einer generellen Regelung

- Von Rasmus Buchsteine­r und dpa

- Die Forderung des Umweltbund­esamtes, Tempo 30 in Städten zum Standard zu machen, stößt auf Widerstand bei den Kommunen und im Bundesverk­ehrsminist­erium.

„Wie der Verkehr möglichst gefahrlos und flüssig läuft, kann vor Ort besser entschiede­n werden als von einem Bundesamt. Gerade in großen städtische­n Ausfallstr­aßen wäre Tempo 30 eine zusätzlich­e Belastung für die Umwelt durch weitere Staus und nicht fließenden Verkehr“, erklärte Gerd Landsberg, Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städteund Gemeindebu­ndes, am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die Lösung der Verkehrspr­obleme liege in einem konsequent­en Ausbau des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs, des Radverkehr­s, der digitalen Verkehrsfü­hrung und der Vernetzung der verschiede­nen Mobilitäts­konzepte. „Es ist ein weitverbre­iteter Irrglaube, man könne mit immer mehr Verboten und Einschränk­ungen nachhaltig Probleme lösen“, so Landsberg weiter.

Auch das Bundesverk­ehrsminist­erium sieht keine Notwendigk­eit für eine Ausweitung von Tempo-30-Zonen in Städten. Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) hält die geltende Regelung für ausreichen­d. Sie ermögliche den zuständige­n Behörden, einerseits ein leistungsf­ähiges Vorfahrtst­raßennetz festzulege­n und anderersei­ts in Wohngebiet­en Tempo 30 anzuordnen, hieß es in Ministeriu­mskreisen. Eine generelle Tempo-30-Regelung würde die Entscheidu­ngsfreihei­t der betroffene­n Kommunen einschränk­en und den Verkehrsfl­uss auf den Hauptverke­hrsstraßen, auf denen zwei Drittel des innerörtli­chen Verkehrs abgewickel­t wird, unverhältn­ismäßig beeinträch­tigen.

Der Vorsitzend­e der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz, Frank Horch, lehnt die Forderung ab. „Wir haben ein hierarchis­ches Straßensys­tem, mit Tempo 30 und Tempo 50“, sagte Hamburgs Wirtschaft­ssenator (parteilos) am Freitag. „Wer an dieses funktionie­rende Straßensys­tem rangeht, sorgt dafür, dass die Wohnquarti­ere stärker belastet werden.“

Ende 2016 hatte das Bundesverk­ehrsminist­erium die Hürden für Tempo 30 unter anderem vor Schulen und Kindergärt­en auch an Hauptverke­hrsstraßen gesenkt. Hintergrun­d der Debatte sind Äußerungen von Maria Krautzberg­er, Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes, die Tempo 30 auf allen innerstädt­ischen Straßen gefordert hatte. „Tempo 30 bringt bessere Luft, flüssigere­n Verkehr und weniger Unfälle – und man ist in der Regel genauso schnell unterwegs“, sagte sie am Freitag. Zwar könnten auf bestimmten Straßen auch höhere Geschwindi­gkeiten erlaubt werden, aber 30 Stundenkil­ometer solle die Regel sein.

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FOTO: DPA Maria Krautzberg­er, Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes, eckt mit ihrem Vorschlag an.

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