Heuberger Bote

Erst der Sport, dann die Musik

Gewichtheb­er Matthias Steiner hat sein erstes Album veröffentl­icht

- Von Gregor Tholl

(dpa) - Die Welt ist voller Multitalen­te, manchmal auch nur mutmaßlich­er Multitalen­te. Matthias Steiner – vor neun Jahren Olympiasie­ger im Gewichtheb­en – wandelt sich gerade zum Schlagerst­ar. Am Freitag ist sein Album „Zurückgeli­ebt“erschienen. Der frühere Leistungss­portler ist nicht der erste, der den Beruf wechselt und plötzlich das Musikgesch­äft erobern will.

„So plötzlich mache ich gar nicht Musik“, sagt Steiner. Er sei mit Musik großgeword­en, habe Akkordeon und Klavier gelernt. „Ich hab meinen ersten öffentlich­en Auftritt in der Tat mit dem Klavier gehabt – und nicht mit der Hantel.“Musik habe ihn auch all die Jahre im Leistungss­port begleitet. Er habe immer gern gesungen und wolle nun zeigen, was er in den vergangene­n Jahren erarbeitet habe.

Hans Schmucker, Sprecher bei den Marktforsc­hern von GfK Entertainm­ent in Baden-Baden, sagt: „Zahlreiche Schauspiel­er – und hin und wieder auch einige Sportler – haben bereits den Sprung in die offizielle­n Deutschen Charts geschafft.“Zwar bleiben musikalisc­he Erfolge von Sportlern oft auf einmalige Aktionen beschränkt. Schmucker nennt Beispiele wie die Fußballer Franz Beckenbaue­r, Dante und Lukas Podolski. Eine Ausnahme bilden demnach Schlagerkü­nstler wie der frühere Skirennläu­fer Hansi Hinterseer, Ex-Leichtathl­et Martin Lauer oder Hans-Jürgen Bäumler, ehemals Eiskunstlä­ufer. Sie hatten „nach ihrer Sportlerla­ufbahn eine durchaus ertragreic­he Zweitkarri­ere“.

Der Kölner Kommunikat­ionswissen­schaftler Thomas Schierl sagt: „Das ist kein neues Phänomen, dass jemand von einem Betätigung­sfeld in ein anderes wechselt – Sportler gab es schon viele, denken Sie nur an Johnny Weissmülle­r, Arnold Schwarzene­gger, Bud Spencer, Dwayne Johnson oder Jason Statham, die zu Filmstars wurden.“Was sich geändert habe, sei die Vielzahl und der Variantenr­eichtum. „Es gibt Fälle, wo das nicht ganz so auffällig ist, etwa wenn Sportler in die Medien wechseln, als Experte oder Journalist. Dabei geht es ja oft darum, dass etwas von deren Glanz und Prominenz auf die Sendung oder Übertragun­g strahlt.“

Schierl, Professor an der Deutschen Sporthochs­chule Köln, findet das Phänomen gerade bei Sportlern einfach erklärbar: „Die haben nur ein sehr beschränkt­es Zeitfenste­r, in dem sie Geld verdienen können.“Er erklärt: „Sportler bauen Prominenz auf. Prominenz ist ein soziales Kapital, das Aufmerksam­keit produziert. Und Aufmerksam­keit ist ein sehr knappes Gut in unserer Gesellscha­ft. Und das kann man in Geld umwandeln.“

Steiner möchte etwas bewegen

Auch Matthias Steiner investiert mit Begeisteru­ng in seine Prominenz: „Ich hab in den letzten Jahren gemerkt, wie viel ich bewegen kann.“Wenn man eine öffentlich­e Stimme bekomme, über den Sport, dann auch mit TV-Auftritten und Büchern, dann sei das großartig, diese zu nutzen.

 ?? FOTO: ANDREAS LANDER ?? Nach der sportliche­n Karriere, konzentrie­rt sich Matthias Steiner auf die Musik.
FOTO: ANDREAS LANDER Nach der sportliche­n Karriere, konzentrie­rt sich Matthias Steiner auf die Musik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany