Schlankheitsmittel bergen Risiken
Serie „Heilsame Natur“: Heilpraktiker Helmuth Gruner gibt Tipps
- Nach üppigen Festen verspüren viele Menschen den Wunsch, ein wenig abzuspecken. Schlankheitsmittel versprechen oft wahre Wunder, helfen aber nur wenig. Im schlimmsten Fall können sie tödliche Folgen haben. Darauf weist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hin. Besonders Mittel, die im Internet angeboten werden, können die Gesundheit schwer schädigen.
Schlankheitsmittel werden oft in Arzneimittel-typischer Form als Tabletten, Kapseln oder in Pulverform unter der Bezeichnung „Nahrungsergänzungsmittel“auf den Markt gebracht. Anders als Arzneimittel sind Nahrungsergänzungsmittel nur dazu bestimmt, dem Körper zusätzlich Vitamine, Mineralstoffe und andere Stoffe zuzuführen, um die normale Ernährung zu ergänzen. Nahrungsergänzungsmittel dürfen keine ärztliche Wirkung entfalten und keine Abnehmwirkung ohne reduzierte Kalorienzufuhr. Wer sich ein wirksames Präparat wünscht, muss auf gut wirksame Arzneimittel zurückgreifen.
Anders als Arzneimittel durchlaufen Nahrungsergänzungsmittel kein behördliches Zulassungsverfahren, in dem die gesundheitliche Unbedenklichkeit vorab nachgewiesen werden muss. Der Hersteller oder Importeur ist für die Sicherheit seiner Produkte verantwortlich. Er muss sein Nahrungsergänzungsmittel beim BVL anzeigen, bevor er es in Verkehr bringt. Das informiert die Bundesländer über die Anzeigen, die Überwachungsbehörden der Bundesländer kontrollieren Nahrungsergänzungsmittel stichprobenartig.
Gefährliche illegale Substanzen: Einige Geschäftemacher versuchen, ihre Schlankheitsmittel wirksam zu machen, indem sie illegale Substanzen zusetzen. Solche Produkte werden hauptsächlich im Internet vertrieben und häufig also 100 Prozent natürliche oder rein pflanzliche Mittel angeboten. In der Tat enthalten sie jedoch nicht deklarierte pharmakologisch wirkende Stoffe in hohen Dosierungen. Nach Einnahme solcher Mittel mussten schon Todesfälle verzeichnet werden. Um solch gefährliche Produkte im Internet zu identifizieren und den Verkauf zu stoppen, wurde 2013 beim BVL die Zentralstelle „Kontrolle der im Internet gehandelten Erzeugnisse und Tabakerzeugnisse“ins Leben gerufen. Diese durchsucht das Internet im Auftrag der Bundesländer nach Produkten, die die Gesundheit gefährden und in Deutschland nicht verkehrsfähig sind. Die Anbieter werden den Überwachungsbehörden vor Ort gemeldet, die das Angebot löschen lassen. Diese Einrichtung hat die Aufgabe, Nahrungsergänzungsmittel nach den Stoffen Sibutramin, Dinitrophenol und Synephrin zu prüfen. Auch im europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel gibt es seit Jahren immer wieder Meldungen zu Mitteln mit diesen gefährlichen Substanzen.
Sibutramin (synthetischer Wirkstoff), das als Appetitzügler zur Reduktion von starkem Übergewicht in Arzneimittel verwendet worden war, wurde 2010 aufgrund seiner massiven Nebenwirkungen als Arzneimittelwirkstoff in der EU verboten. Dennoch wurden Lebensmittel gefunden, die Sibutramin enthielten. Die Sibutramingehalte lagen dabei teilweise weit über den therapeutisch eingesetzten Dosierungen, weshalb es zu Todesfällen kam. Bei den Produkten handelte es sich um als Nahrungsergänzungsmittel vertriebene Erzeugnisse oder Aufgussgetränke, die als „Slimming Tea“oder „Weight loss coffee“angeboten wurden.
Dinitrophenol (Industrie-Chemikalie): In Produkten aus dem Internet finden sich oft chemisch-synthetische, illegale Beimischungen wie Dinitrophenol, eine Industrie-Chemikalie, die bei der Synthese von Farbstoffen, Holzschutzmitteln, Insektiziden und Sprengstoffen verwendet wird. Wenn diese Dosis über einen längeren Zeitraum eingenommen wird, können Schädigungen von Leber, Niere, Blutbildung, Herz-Kreislauf und Nervensystem auftreten. In einigen Ländern gab es Todesfälle, die auf den Konsum von Produkten mit unerlaubt zugesetztem Dinitrophenol zurückzuführen waren.
Synephrin und Koffein – eine riskante Kombination. Einige als rein pflanzlich deklarierte Schlankheitsmittel enthalten bedenkliche natürliche Wirkstoffe wie Synephrin, das den Energieverbrauch erhöhen, die Nahrungsaufnahme reduzieren und somit die Magentätigkeit steigern soll. Synephrin kommt in geringen Mengen in vielen Zitrusfrüchten vor. In Schlankheitsmitteln wird es meist in hohen Mengen in Kombination mit Koffein angeboten. Das Synephrin wird meist hinter der Bezeichnung „Bitterorangen-Extrakt“versteckt, Koffein hinter der Bezeichnung „pflanzliche Extrakte wie Guarana, Kaffee oder Grüntee-Extrakt“. Synephrin und Koffein wirken aufs Herz-Kreislaufsystem. Die Einnahme solcher Kombinationspräparate kann gefährliche Folgen haben, die von Schlafstörungen, Bluthochdruck und Herzrasen bis zu Kammerflimmern und Herzinfarkt reichen.