Gestaltung der Osterkerze entwickelt eigenen Glauben
Claudia und Gerhard Liehner sind seit Jahrzehnten für die Kerze in Seitingen-Oberflacht zuständig
- Seit über 25 Jahren gestaltet das Ehepaar Claudia und Gerhard Liehner die Osterkerzen für ihre Gemeinde Seitingen-Oberflacht. Inspirationen aus anderen Ländern und Kirchen sowie die eigenen Lebenssituationen fließen in die Gestaltung der Kerzen ein.
„Lumen Christi“übersetzt „das Licht Christi“– dafür steht die Osterkerze. Sie symbolisiert und erinnert an diese Bedeutung und vermittelt damit die österliche Botschaft – die Auferstehung. Für die Gestaltung dieses Symbols sind seit nunmehr 25 Jahren Claudia und Gerhard Liehner für ihre Gemeinde Seitingen-Oberflacht verantwortlich. Es war damals der zuständige Ortspfarrer, der die Idee äußerte, dass die Osterkerze aus der Gemeinde heraus gestaltet werden sollte.
Dass Claudia Liehner seither ausnahmslos jedes Jahr die Osterkerze gestaltet, ist mit der Ideenfindung verknüpft: „Ich habe gemerkt, dass immer noch Kapazitäten und Ideen, die Osterkerze kreativ zu gestalten, vorhanden sind und sich das Motiv entwickelt“, verrät Claudia Liehner. Dabei lässt sie sich von Reisen und Besichtigungen von anderen Kirchen in verschiedenen Ländern inspirieren. „Manchmal ist es aber auch eine bestimmte Lebenssituation.“
Die Osterkerze 2003 war für sie beispielsweise eine persönliche Kerze, da sie in der Symbolik durch eine Spirale ihre Lebensmitte zum Ausdruck brachte. 2009 gestaltete sie eine Kerze mit viel Gold – eine ganz eigene Idee von ihr im Kontext mit dem Hohelied der Liebe und in Verbundenheit mit den Farben Blau für den Glauben, Grün für die Hoffnung und Rot für die Liebe.
Wenige Wochen vor Ostern beginnt die praktische Gestaltung. Mit selbsterstellten Schablonen aus Wachsplatten schneidet sie die Symbole aus und bestückt so die jährliche Osterkerze. Diese Arbeiten dauern nur wenige Tage.
Jeder Betrachter findet seine eigene Interpretation
Am meisten Wert legt sie bei ihrer künstlerischen Arbeit auf die Aussagekraft der Osterkerze „für mich selber und für den Betrachter“, so dass letztere oft nicht genau wissen, was gemeint ist. „Diesen Umstand finde ich positiv, da jeder seine eigene Interpretation darin finden soll“, beschreibt Claudia Liehner.
Für die Gemeinde Seitingen-Oberflacht ist es längst zum „Selbstläufer“geworden, dass das pensionierte Ehepaar die Gestaltung der Osterkerze übernimmt.
In der Osternacht wird in der Gemeinde die Kerze am gesegneten Osterfeuer mit Gebeten entzündet, in die dunkle Kirche Mariä Himmelfahrt hineingetragen, und das Licht an viele weitere kleine Kerzen weitergegeben. Gerhard Liehner liest dazu passend eine Textpassage, die mit der Gestaltung und Symbolik der jeweiligen Osterkerze verbunden ist.
„Die Auseinandersetzung mit der Osterkerze entwickelt meinen eigenen persönlichen Glauben, da ich mich intensiv damit beschäftige“, erklärt Claudia Liehner. „Wenn ich am Sonntag in der Kirche den Gottesdienst besuche und meine selbstgestaltete Kerze sehe, denke ich immer, dass es ein Teil von mir ist und sie mir ein gewisses Heimatgefühl gibt.“
Die diesjährige Osterkerze ist eine Auseinandersetzung mit der Symbolik der Taizé-Gemeinschaft, gerade auch deshalb, weil es ein ökumenischer Ort ist, mit der Verbundenheit der Weltkirche. Das dazugehörige symbolische Kreuz in Anlehnung an eine Taube wird darauf zu sehen sein.
Gerhard Liehner hat im vergangenen Jahr die Texte überarbeitet und zusammen mit den Fotos zu einer Dokumentation ausgestaltet: Die Broschüre „Lumen Christi – Osterkerzen – frei gestaltet in Verbindung mit Texten, Bibelstellen und Impulsen – 1993 bis 2016“kann für sieben Euro bei der Katholischen Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt, Am Kirchberg 20, Seitingen-Oberflacht, erworben werden.