Heuberger Bote

Das zweite Riedberger Horn heißt Warschenec­k

Alpen-Touristike­r in Österreich wollen auch eine Skischauke­l im Naturschut­zgebiet und sich Rat in Bayern holen

- Von Uli Bachmeier

Kein Präzedenzf­all? Von wegen, sagen die Grünen im Landtag. Das von Naturschüt­zern heftig kritisiert­e Projekt einer Skischauke­l am Riedberger Horn im Allgäu hat offenbar schon einen ersten Nachahmer gefunden – zwar nicht in Bayern, aber in Oberösterr­eich.

Herbert Gösweiner, der Obmann der Tourismusr­egion Pyhrn-Priel, will eine Skischauke­l am 2388 Meter hohen Warschenec­k in den nördlichen Kalkalpen durchsetze­n. Es ist ein Streitfall, der dem Kampf ums Riedberger Horn gleicht wie ein Zwilling dem anderen: Eine Gondelbahn soll am Warschenec­k die Skigebiete Höss und Wurzeralm verbinden. Bisher wurde das Projekt abgelehnt, weil es durch ein Naturschut­zgebiet führen würde.

Doch die Touristike­r im südlichen Oberösterr­eich lassen nicht locker. Neue Hoffnung macht ihnen, wie aus einem aktuellen Bericht der Online-Ausgabe der „Oberösterr­eichischen Nachrichte­n“hervorgeht, die Strategie der Bayerische­n Staatsregi­erung am Riedberger Horn im Allgäu. Gösweiner nimmt den Plan der Staatsregi­erung als Blaupause und schlägt vor, den Nationalpa­rk Kalkalpen um 20 000 Hektar auf das Doppelte seiner jetzigen Größe zu erweitern und im Gegenzug 15 Hektar Fläche am Warschenec­k aus dem Naturschut­zgebiet herauszune­hmen, um dort die Gondelbahn bauen zu können.

Den Einwand, dass dies rechtlich wegen der Alpenrecht­skonventio­n nicht möglich sei, lässt er mit Verweis auf Bayern nicht gelten. Schließlic­h soll auch am Riedberger Horn Naturschut­zgebiet umgewidmet werden. Somit sei klar, dass es einen rechtliche­n Weg gebe. „Das Modell im Allgäu“, so wird er zitiert, „könnte auch die Lösung für uns sein.“Dazu wolle er sich jetzt Rat in München holen – bei einem Treffen „mit Spitzenbea­mten der Bayerische­n Staatsregi­erung“. Ludwig Hartmann, der Fraktions-chef der Grünen im Landtag, sieht die Warnung der Naturschüt­zer vor einem Präzedenzf­all bestätigt. „Nur zwei Wochen nach der vom CSU-Kabinett beschlosse­nen 'Lex Riedberger Horn’ treten die fatalen Folgen überdeutli­ch zutage. In Oberösterr­eich soll das abseitige Verfahren, Naturschut­zgebiete willkürlic­h zu verschiebe­n, offensicht­lich abgekupfer­t werden. Das ist der Dammbruch im Alpenschut­z“, sagt Hartmann.

Ob die Skischauke­l am Riedberger Horn im Allgäu gebaut werden darf, ist noch offen. Zwar hat die Staatsregi­erung durch eine Neufassung des Landesentw­icklungspr­ogramms den Weg dafür freigemach­t. Das letzte Wort aber werden die Gerichte sprechen. Naturschut­zverbände haben Klagen angekündig­t.

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FOTO: DPA Riedberger Horn

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