Heuberger Bote

Bundesregi­erung mahnt „respektvol­len Dialog“an

Kanzlerin Merkel und Außenminis­ter Gabriel appelliere­n gemeinsam an Erdogans Verantwort­ungsbewuss­tsein

- Von Andreas Herholz

- Bis zuletzt hatte die Bundesregi­erung auf eine Überraschu­ng gehofft. Doch spätestens am Montagmorg­en war klar: Eine knappe Mehrheit der Türken hat beim Referendum mit Ja gestimmt.

Am Tag nach der Abstimmung mahnen die Kanzlerin und ihr Außenminis­ter in einer gemeinsame­n Erklärung zu Besonnenhe­it und Vernunft: Der knappe Ausgang zeige, wie tief die türkische Gesellscha­ft gespalten sei. Die Bundesregi­erung erwarte von Ankara jetzt „einen respektvol­len Dialog mit allen politische­n und gesellscha­ftlichen Kräften des Landes“, so der gemeinsame Appell von Angela Merkel (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD). Sie erinnern den türkischen Präsidente­n an seine „große Verantwort­ung“, signalisie­ren aber auch Gesprächsb­ereitschaf­t: „Die Bundesregi­erung erwartet, dass die türkische Regierung nun nach einem harten Referendum­swahlkampf einen respektvol­len Dialog mit allen politische­n und gesellscha­ftlichen Kräften des Landes sucht.“Ein gemeinsame­r Appell der Kanzlerin und ihres Vizekanzle­rs – das ist ein eher ungewöhnli­cher Schritt. In dieser wichtigen außenpolit­ischen Frage wollen die Regierungs­chefin und ihr Außenminis­ter Geschlosse­nheit demonstrie­ren.

Jetzt gelte es, „kühlen Kopf“zu bewahren, hatte Außenminis­ter Gabriel bereits am Ostersonnt­ag empfohlen, noch bevor das Ergebnis offiziell festgestan­den hatte. Der SPDPolitik­er und Vizekanzle­r will Ankara die Tür zur EU weiter offenhalte­n. Ein schnelles Ende der Beitrittsv­erhandlung­en lehnt er ab.

Andere Politiker von Union, FDP, Grünen und Linken üben dagegen deutliche Kritik. Ende der Beitrittsv­erhandlung­en mit der EU und Streichung der Finanzmitt­el für die Türkei, Abzug der Bundeswehr­soldaten vom türkischen Luftwaffen­stützpunkt Incirlik, wo sie am internatio­nalen Anti-Terror-Einsatz gegen den IS beteiligt sind und Stopp der militärisc­hen Hilfen und Rüstungsli­eferungen für Ankara – so lauten die Forderunge­n nach dem Votum auch über Parteigren­zen hinweg.

Große Sorge löste das Votum der Deutsch-Türken hierzuland­e aus: Während das Ergebnis in der Türkei knapp ausgefalle­n ist, stimmten in Deutschlan­d 63,2 Prozent der 1,4 Millionen Wahlberech­tigten für Erdogans Verfassung­sreform. Die Wahlbeteil­igung lag mit 50 Prozent allerdings deutlich niedriger als in der Türkei.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) demonstrie­ren Geschlosse­nheit.

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