Heuberger Bote

Rauchfrei ist mittlerwei­le normal

Zehn Jahre Nichtrauch­erschutzge­setz in Gaststätte­n: Großer Konsens, kaum Kritik mehr

- Von Anika Sattler, Anja Schuster und Ingeborg Wagner

- Seit genau zehn Jahren gibt es nun das Nichtrauch­erschutzge­setz für Gaststätte­n des Landes Baden-Württember­g. Was vor einer Dekade höchst umstritten war, ist heute Normalität. Aber wie sind die Rückmeldun­gen in den Tuttlinger Restaurant­s und Gaststätte­n, haben sich die Gäste mit der NullRauch-Regel abgefunden? Wir haben nachgefrag­t.

Nicht mehr vorstellen, dass in einem Restaurant oder einer anderen gastronomi­schen Lokalität geraucht wird, kann sich Sylvia Wißmann, die seit fast zehn Jahren als Servicekra­ft im tätig ist. „In einem Raucherlok­al würde ich auch nicht arbeiten.“Probleme, das Nichtrauch­erschutzge­setz im Leos durchzuset­zen, habe es nie gegeben. Allerdings hätten sie ein paar „starke Raucher“als Stammgäste, „von denen kommt ab und zu mal ein Kommentar“. Aber das sei alles.

Für alle, die nicht vom Glimmsteng­el lassen können, gibt es vor dem Leos Aschenbech­er. Und auch in dem kleinen Vorraum dürfe geraucht werde, falls es draußen zu kalt sei, fügt Wißmann hinzu. Probleme mit weggeworfe­nen Zigaretten­stummeln hätten sie nicht. Wenn wirklich Kippen auf dem Boden lägen, seien diese von Passanten, nicht von den Gästen. Auch Beschwerde­n von Nachbarn, weil die Raucher zu später Stunde zu laut sind, gebe es keine.

Mehrere Schilder gibt es bei den Aschenbech­ern vor dem

die die Gäste darauf hinweisen, sich leise zu verhalten. „Die meisten halten sich dran“, sagt Bernd Palm, der im Service arbeitet. Draußen auf der großen Terrasse hin zur Donau darf geraucht werden, Probleme mit Nichtrauch­ern gebe es in der Regel nicht. Er kann sich noch an die Zeiten erinnern, als das Rauchen in den Gaststätte­n erlaubt war. Möchte er die Zeit nochmal zurückdreh­en? „Im Leben nie“, sagt Palm, „ohne Rauch ist es schöner!“

Im unweit des „Irish Pub“, hat Restaurant­leiterin Janice

„Leos“ Pub“, „Anima“, „Irish

Bugert beobachtet, dass recht wenige der Gäste rauchen. „Die gehen nur vereinzelt raus.“Draußen sind Abfalleime­r aufgestell­t. „Das stört niemanden“, zumindest habe sich noch kein Nachbar beschwert. Auf der Terrasse dürfte theoretisc­h geraucht werden – tut aber praktisch keiner. Bugert schätzt, dass die Raucher Rücksicht nehmen und den Genuss der anderen nicht stören wollen. „Die gehen dann lieber vors Restaurant zum Rauchen.“Insgesamt hat die Servicelei­terin den Eindruck, dass immer weniger Menschen rauchen.

„Die ersten drei Jahre waren schwer“, berichtet Veronika Trettner, Chefin des Tuttlinger Cafés

Doch das habe sich gegeben.

Vie“. „La

Nur selten gebe es Gäste, die sich nicht an die Regeln hielten. Die Raucher hätten sich weitgehend daran gewöhnt, nach draußen gehen zu müssen, um nach ihrem Essen eine Zigarette genießen zu können. Die Mitarbeite­r fänden das Arbeitskli­ma auf jeden Fall viel besser, da gute Luft während des Kellnerns eine große Rolle spiele. Trettner persönlich ist jedoch der Meinung, man solle das Gesetz ein wenig auflockern und den Rauchern nach den üblichen Essenszeit­en ihre Zigaretten erlauben, da sonst viele in eine der Raucherkne­ipen wechseln würden.

„Ich würde nichts an dem Gesetz verändern“, sagt hingegen Tharsika Vijayaraja­h vom

Wie viele Nichtrauch­er ist sie

Restaurant „Engel“.

der Meinung, Rauchen in Gasthäuser­n, wo gegessen wird, sei unappetitl­ich und widerwärti­g.

Gegessen wird im nicht. Und genau deswegen, und weil die Kneipe kleiner als 75 Quadratmet­er ist, darf dort geraucht werden. Denn der „Schlüssel“fällt unter die Ausnahmere­gelung des Gesetzes und wurde nach dessen Verabschie­dung explizit als Raucherkne­ipe gegründet, wie Barchef Timo Müller erzählt. Die Leute sollten einen Ort haben, wo sie rauchen dürfen, sagt er. Er selbst sei zwar Nichtrauch­er, das Arbeiten in einer Raucherkne­ipe störe ihn überhaupt nicht. Er sei mit dem Zigaretten­qualm in Kneipen und Restaurant­s schließlic­h aufgewachs­en, so der 32-Jährige.

„Schlüssel“

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FOTO: DPA/MARTIN GERTEN Das Nichtrauch­erschutzge­setz für Gaststätte­n gibt es in Baden-Württember­g seit zehn Jahren. Die meisten Gäste haben sich mittlerwei­le daran gewöhnt, dass drinnen nicht geraucht werden darf.

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