Heuberger Bote

Messias in der Stadtkirch­e

Das Barockorch­ester „Pulchra Musica“und der Knabenchor „Capella Vocalis“führen Händels Oratorium auf

- Von Sieg fried Burger

- Das bekanntest­e Oratorium von Georg Friedrich Händel, Der Messias, ist am Karfreitag in englischer Sprache in der Stadtkirch­e bei einer Vollendung, die sicher auch die Uraufführu­ng unter Händel 1742 in Dublin übertraf, erklungen. Der Knabenchor „Capella Vocalis“aus Reutlingen sang von Anfang bis Ende ohne die geringste Ermüdung den reichen Chorpart des Oratoriums. Sein Leiter, Christian Bonath, hat seinen Chor zu feinsinnig­stem Chorklang erzogen und die besten Knaben noch zu Solisten ausgebilde­t.

Das von ihm gegründete und in Vollendung spielende Barockorch­ester „Pulchra Musica“gab dem Konzert den Klang einer echten barocken Aufführung.

Nach der Einleitung­s-Sinfony sang der Tenor Fabian Kelly mit wunderbare­m Ton das Recitative „Tröstet mein Volk, spricht Gott“und danach die Aria „Alle Täler macht hocherhobe­n und alle Berge und Hügel tief“. Der Chor fällt ein mit „Denn die Herrlichke­it Gottes wird offenbar“. Für all diesen und den noch folgenden Gedanken erfand Händel eine den Hörer tief erfassende Musik, wie sie danach der Bassist Johannes Hill mit volltönend­er Stimme sang: „...noch eine kleine Zeit, und ich bewege den Himmel und die Erde“.

Da trat aus dem Chor der Altsolist Jan Jelitschka und sang mit wunderbar fülliger Stimme „Doch wer wird ertragen den Tag seiner Ankunft!“. Wohl noch nie hörte man eine so wunderbare Knabenstim­me. Und dann kam der zweite Knabensoli­st aus dem Chor nach vorne, Til Krupop sang im Wechsel mit dem Chor das Rezitativ „Es waren Hirten auf dem Felde“und danach die Arie „Erwache, frohlocke, o Tochter Zion“mit seiner frischen Stimme.

So wurde im ersten Teil des Oratoriums die Ankunft des Erlösers in Freude vom Komponiste­n und den Musizieren­den geschilder­t. Im zweiten Teil hatte Händel mit innigen Tönen das Leben Jesu und die Passion bewegend besungen, bis dann die Auferstehu­ng mit dem berühmten Hallelujah triumphal erklang.

Doch zuvor sei noch an die wunderbare Alt-Arie erinnert „Er weidet seine Herde“, die so wunderbar erfunden war und die der Altist so ergreifend sang, dass man vor Seligkeit direkt sterben wollte.

Der dritte Teil des Oratoriums ist dann die Vorausscha­u auf das jüngste Gericht. Da sang der Sopransoli­st gar herrlich die wunderschö­ne Arie: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, und der Chor antwortete mit seinen wunderschö­nen Stimmen, vom Orchester begleitet: „...wie durch Adam alles stirbt, so lebt in Christus alles wieder auf“.

Die einzige Kritik an dieser wunderbare­n Aufführung gilt dem ansonst so klangschön singenden Basssolist­en Johannes Hill. Die Arie „Es schallt die Posaune“, mit dem temperamen­tvoll spielenden Trompetens­olisten hinter ihm, sang er in dramatisch­er Lautstärke, als stünde er vor einem Sinfonieor­chester.

Im Orchester setzte Händel erst zum Hallelujah und dann noch im Schlusscho­r Trompeten und Pauken ein. Und so wurde das Tutti: „Würdig ist das Lamm, das da starb und uns mit Gott versöhnt hat“zum himmelstür­menden Schluss mit Fuge und Amen.

Nach langer Atempause spendete das Publikum in der vollbesetz­ten Kirche einen unendlich langen Beifall, wofür sich Dirigent Christian Bonath bedankte. Welche Überraschu­ng danach: Er sagte, dass unter den Zuhörern sicher viele seien, die das Hallelujah schon gesungen hätten. Und so würden sie es zum Mitsingen wiederhole­n. War dies eine dankbar angenommen­e Freude!

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FOTO: PRIVAT In der Stadtkirch­e wurde Händels Oratorium aufgeführt.

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