Aus gegen den TTC Filus
Ochsenhausen unterliegt Fulda erneut mit 1:3
- Villeicht hätten sie sechs Wochen alte Videos aus Bamberg studieren sollen. Da hätten die TTF Liebherr Ochsenhausen zumindest sehen können, wie man einem Abwehrkünstler wie Ruwen Filus den Zahn zieht. In Bamberg fanden kürzlich deutsche Meisterschaften statt, ein gewisser Timo Boll schlug damals im Finale Filus vernichtend in nur 25 Minuten mit 11:4, 11:8, 11:2, 11:5.
Dass die Bundesliga-Saison seit Samstagabend nach einer 1:3-Niederlag beim TTC Fulda beendet ist für die Ochsenhausener – das erste Spiel war mit 0:3 in die Binsen gegangen –, lag nämlich zuvorderst an diesem Filus, einem Abwehrspieler, der mit seiner Topspin-Vorhand auch exzellent angreifen kann. Alle sieben Spiele hat der 29-Jährige in dieser Saison gegen TTF-Opponenten gewonnen. In Fulda machte er zum Auftakt gegen den Japaner Yuto Muramatsu einen 1:2Rückstand wett und siegte mit 3:2 (11:9, 8:11, 9:11, 11:5, 11:9), am Ende hielt er Ochsenhausens Spitzenspieler Simon Gauzy, die Nr. 16 der Welt, mit 11:3, 11:6, 11:8 in Schach. Weil zudem Fuldas Jonathan Groth gegen den TTF-Brasilianer Hugo Calderano 11:8, 11:7, 6:11, 11:9 gewann, ist der Traum vom Titel für die jüngste Mannschaft der Bundesliga vorschnell beendet. Daran änderte auch Gauzys 3:1-Sieg über Wang Xi nichts.
Können die TTF nicht gegen Abwehr, speziell gegen Filus, die Nr. 35 der Welt, der einst ein Jahr für Ochsenhausen spielte? Präsident Kristjian Pejinovic räumte nach dem SaisonAus ein, dass seine Mannschaft noch etwas zu grün für derartige Matches ist. „Sie spielen vielleicht einmal im Jahr gegen Abwehrspieler, die sind inzwischen extrem selten. Wir hatten zwar zwei Wochen den Österreicher Chen Weixing als Sparringspartner im Training da, zudem ist Yuto ja selbst Abwehrspieler, aber was sind zwei Wochen? In zwei Wochen kann man nicht japanisch lernen, man bekommt vielleicht ein Gefühl für die Sprache, mehr aber auch nicht. So ähnlich ist es auch, wenn man gegen Abwehrer spielt. Da braucht man Erfahrung, die ein Boll hat. Aber gegen den hat Filus auch Respekt, gegen uns hatte er alles Selbstvertrauen dieser Welt.“
Ochsenhausen brauche noch ein Jahr, um für solche Endspiele gewappnet zu sein, glaubt Pejinovic, nötig habe man auch mehr Glück mit Timing und Form. Bereits vor sechs Monaten schien die Mannschaft auf ihrem Saisonzenit zu sein, seither schwächelten vor allem der EM-Dritte Jakub Dyjas aus Polen (Pejinovic: „Er fiel nach seinem glänzenden Jahr 2016 in ein Loch, er musste das erstmal verarbeiten“), zudem war Calderano zwei Monate wegen Adduktorenproblemen außer Gefecht. „Gauzy kann es nicht immer alleine richten“, sagt Pejinovic.
Und Muramatsu? Möglich, dass der Neuzugang der TTF bereits nach einem Jahr wieder zurück nach Japan geht. „Sein alte Firmenmannschaft hätte ihn gerne zurück, wir hätten gerne, dass er bleibt“, sagt Pejinovic, „sonst werden wir eben zu viert in die neue Saison gehen.“Zunächst allerdings steht der Jahreshöhepunkt noch an, auch für die TTF-Recken, und immerhin: Bei der Einzel-WM Anfang Juni in Düsseldorf werden sie viel weniger Druck haben. Der lastet dann auf den Chinesen und den deutschen Gastgebern um Ruwen Filus.