Toller Sieg, schlimmer Angriff
2:1-Derbysieg spült Bremen Richtung Europa– Farbbeutel-Attacke auf HSV-Bus
(SID/dpa) - Im Überschwang des prestigeträchtigen Derbysieges gegen den Hamburger SV legten die Bremer Spieler für einen Moment sogar ihre gewohnte Zurückhaltung ab. Ausgelassen hüpften die Profis vor der Ostkurve und schmetterten mit ihren Fans das Lied vom Europapokal. „Vielleicht wussten wir auch gar nicht, was da gesungen wird“, sagte Fin Bartels nach dem hoch verdienten 2:1 (1:1) gegen den ungeliebten Nordrivalen mit einem Schmunzeln. „Ein bisschen feiern darf man das schon. Was will man sonst feiern, wenn nicht so einen wichtigen Derbysieg?“
In der Tat hatten die Bremer Grund zur Partystimmung. Das Nachbarschaftsduell gewonnen, seit neun Spielen ungeschlagen, drittbeste Rückrundenmannschaft hinter Bayern München und die Plätze für die Europa League im Visier – der Ostersonntag hätte nicht besser laufen können. „Es war ein sehr schöner Nachmittag“, so Bremens Sportdirektor Frank Baummann.
Dennoch ist das E-Wort tabu an der Weser, offiziell will man sich partout nicht vom Abstiegskampf verabschieden. A wie Abstieg könnte es dagegen wieder für den HSV, heißen. Dem sitzen als 14. der FSV Mainz 05 und der FC Augsburg eng im Nacken – mit jeweils einem Zähler weniger, aber der deutlich besseren Tordifferenz.
Für Gästetrainer Markus Gisdol nach eigenem Bekunden aber kein Grund zur Besorgnis: „Unsere Situation ist unverändert. Wir rechnen damit, dass bis zum letzten Spieltag alles eng zusammenbleibt. Es wird ein heißes Finale, und wir werden voll auf Spannung und Sendung bleiben.“Wäre das seinen Schützlingen auch im traditionsreichsten aller Bundesligaderbys gelungen, man hätte sich wertvolle Luft im Abstiegskampf verschaffen können. „So bleibt es eng in der Tabelle“, sagte der Ex-Bremer Aaron Hunt, der erstmals als Gastspieler im Weserstadion auftrat. Unbeeindruckt von permanenten Pfiffen gegen ihn, bereitete er die HSV-Führung durch Michael Gregoritsch (6.) vor.
Max Kruse (41.) sowie der 120 Sekunden zuvor eingewechselte Österreicher Florian Kainz (75.) drehten die Partie zugunsten der Platzherren. Deren Vorsprung auf Relegationsplatz 16 nun sieben Punkte beträgt, nur zwei indes sind es zum Europa-League-Rang sechs.
Wirrköpfe schleudern Farbe
Coach Alexander Nouri aber ließ alle Fragen zu einer anderen Sichtweise auf die Tabelle an sich abprallen: „Die Fans dürfen träumen, aber angesichts der verrückten Tabelle bleiben wir auf Kurs Klassenerhalt.“Sportchef Frank Baumann gab den Erbsenzähler: „Wir haben die 40Punkte-Marke noch nicht erreicht.“
Sollte am Samstag (15.30 Uhr/ Sky) beim FC Ingolstadt wenigstens ein Unentschieden herausspringen, könnte dies anders aussehen. „Dann könnten wir tatsächlich über etwas anderes reden“, versprach Torschütze Kruse dem grün-weißen Anhang.
Der, wenn auch nur durch eine kleine Gruppe von Wirrköpfen, sehr unangenehm auffiel. Bei der Anfahrt des HSV-Busses wurden Farbbeutel auf das Gefährt geschleudert, dabei entstand an einer Fensterscheibe ein Sprung. Die Bremer Führungsetage distanzierte sich mit deutlichen Worten von diesen gewalttätigen Ignoranten. Baumann: „Gerade nach den Vorkommnissen in Dortmund ist dieser Vorfall nicht zu entschuldigen.“