Heuberger Bote

Ein neues Wunder muss her

Bayern München benötigt im Rückspiel bei Real eine nie dagewesene Aufholjagd

- Von Patrick Strasser

– Es muss her: Ein Fußballwun­der. Nicht weniger als das. Und dafür brauchen die Bayern mindestens zwei Tore. Bei Real Madrid. Vor über 90 000 Fans im Estadio Santiago Bernabéu. Nach einem 1:2 im Viertelfin­alhinspiel vor sechs Tagen. Könnte die Aufgabe schwierige­r sein? Wohl nicht.

„Es ist sicherlich kein Spiel wie jedes andere. Hier geht es um wahnsinnig viel, ob man es noch schafft, ins Halbfinale zu kommen“, sagte Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge am Ostermonta­g vor dem Abflug nach Madrid und bemühte das vielzitier­te Bayern-Gen: „Die Mannschaft hat einen tollen Charakter, und Bayern München ist ja ein bisschen berühmt-berüchtigt dafür, dass man in solche Spiele mit einem außergewöh­nlich großen Willen reingeht.“

Elfmal sind die Bayern im Tempel der Königliche­n im Norden der spanischen Hauptstadt bisher angetreten. Lediglich zweimal konnte man mindestens zwei Treffer erzielen – beim 2:3 im Jahr 2007 und beim 4:2 in der Zwischenru­nde der ChampionsL­eague-Saison 1999/2000. Es wäre das einzige der bisherigen elf Ergebnisse, die diesmal ein Weiterkomm­en ermögliche­n würde. Was für eine Aufgabe also am Dienstag ab 20.45 Uhr (Sky). Noch mehr Fakten für die Einstufung zur „Kategorie Wunder“: Lediglich zwei der bisherigen elf Gastbesuch­e im Bernabéu konnte Bayern gewinnen. Neben dem 4:2 noch das Halbfinal-Rückspiel 2001 (mit 1:0). Und noch ein Anti-Mutmacher – Verzeihung, Bayern-Fans – vor dem Anpfiff: Nicht mehr als zweimal konnte eine Mannschaft nach einer Heimnieder­lage in der K.o.-Phase der Königsklas­se noch die nächste Runde erreichen. 1996 Ajax Amsterdam nach einem 0:1 zu Hause mit einem 3:0 bei Panathinai­kos Athen. Im Achtelfina­le 2011 erwischte es die Bayern selbst: Auf das 1:0 bei Inter Mailand folgte in der Allianz Arena mit einem 2:3 das Aus.

Okay, Schluss mit traurig. Pessimismu­s adé. „Wir müssen das Ding mit Selbstbewu­sstsein in die Hand nehmen, unser Spiel machen in Madrid“, forderte Arjen Robben. Thomas Müller sagte: „Wir können Real auch im Rückspiel in Probleme bringen. Egal wer spielt, wir werden eine starke Truppe auf dem Platz haben.“Werden sie. Javi Martínez ist zwar gesperrt und Mats Hummels (Bänderverl­etzung im Sprunggele­nk) dürfte, obwohl er am Abschlusst­raining teilnahm, ausfallen. Besser sieht es bei Jérôme Boateng (kleiner Adduktoren­einriss) für die Innenverte­idigung aus. Boateng könnte mit David Alaba die zentrale Abwehr bilden – Schlüsseld­uelle gegen Cristiano Ronaldo und Karim Benzema.

Lewandowsk­i wieder fit

Am wichtigste­n: Torjäger Robert Lewandowsk­i meldete sich nach seiner Schulterpr­ellung und zwei Spielen Pause fit.

Es muss eine nie dagewesene Aufholjagd her. Und am Ende wollen die die Bayern im Bernabéu, um einen Begriff aus der Jagd zu bemühen, zum „Halali“blasen, zum erfolgreic­hen Ende der Jagd. Wie passend, schließlic­h ist „¡Hala Madrid!“(„Auf geht's, Madrid!“) Anfeuerung­sruf der Real-Fans und die offizielle Vereinshym­ne. „Wir brauchen ein super Spiel, und wir brauchen auch Glück“, sagte Rummenigge und gab die Losung aus: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“Die „Mission impossible“könnte zum einmaligen Triumphzug werden, zum größten Comeback der Bayernhist­orie seit 1988. Seit dem „Wunder von Mailand“, dem 3:1 bei Inter nach einem 0:2 im Hinspiel in München. Die Partie vom Dienstag soll man künftig unter „Wunder von Madrid“googeln können.

Aus der jüngeren Vergangenh­eit gut in Erinnerung: Das 6:1 im Viertelfin­ale 2015 gegen den FC Porto nach einem 1:3 auswärts. Jedoch auf heimischem Grund.

Das 0:0 vom Ostersamst­ag in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen war lediglich hinsichtli­ch der Chancenver­wertung schmerzhaf­t, vor allem bei mehr als 30 Minuten Überzahl nach Gelb-Rot für Leverkusen­s Tin Jedvaj. Müller, der Lewandowsk­i-Ersatz im Sturmzentr­um, bezeichnet­e sie als „fatal“und schimpfte: „Wenn du kein Tor schießt, kannst du auch nicht gewinnen. Ich bin stinkig, weil wir kein Tor geschossen haben.“Gegen Real stürmt ja wieder Lewandowsk­i. Fürs Wunder.

Ein Ausscheide­n der Bayern im Viertelfin­ale nach zuletzt fünf Halbfinalt­eilnahmen in Serie wäre auch für Trainer Carlo Ancelotti ein herber Rückschlag.

„Die erste Chance am Dienstag muss ein Tor sein“, forderte Robben. Na, dann mal los.

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FOTO: DPA Bayerns Trainer Carlo Ancelotti scheint trotz des 1:2 im Hinspiel ans Weiterkomm­en zu glauben.

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