Alle für Bartra
BVB-Spielern fällt Schritt zurück in den Alltag schwer
(SID/dpa) - Thomas Tuchel gönnte seinen Spielern nach den bewegenden Tagen nach den Sprengstoffanschlägen auf die Mannschaft ein bisschen Zeit und Ruhe bei ihren Familien. Der Trainer von Borussia Dortmund gab den Profis nach dem 3:1 (2:1)-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt bis zum Ostermontag frei, dann startete er die kurze Vorbereitung auf das Viertelfinalrückspiel in der Champions League bei AS Monaco am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky).
Die Rückkehr in den Alltag, der Weg zurück in ein bisschen Normalität, fällt den Spielern weiterhin schwer. „Ich kann keine Nacht durchschlafen. Im Unterbewusstsein zucke ich zusammen und schrecke darum auf. Und wenn ich dann aufwache, bin ich froh, dass ich daheim im Bett liege“, sagte Torhüter Roman Bürki der Schweizer Zeitung „Der Bund“.
Bürki hatte direkt neben Verteidiger Marc Bartra gesessen, der von der Explosion an Hand und Arm verletzt wurde, aber mittlerweile das Krankenhaus wieder verlassen konnte und am Ostersonntag von Jordi Alba und Sergio Busquets, zwei seiner ehemaligen Teamkollegen des FC Barcelona, überraschend zu Hause in Dortmund besucht wurde. Bei Instagram postete Alba ein Foto, das die drei auf einer Couch zeigt. „Was für eine Freude, dich zu sehen und gemeinsam mit dir zu lachen, mein Freund“, schrieb er. Auch Bartra bedankte sich am Montag bei Twitter für den Besuch. „Überraschungsbesuche, die dich erfreuen und die man niemals vergisst. Danke von Herzen, Freunde“, schrieb der Abwehrspieler.
Auf die Momente unmittelbar nach dem Anschlag angesprochen, berichtete Bürki von einem „Riesenknall. Alle Köpfe wirft es vom Druck zur Seite. Dann ist es einen Moment lang ruhig, und plötzlich schreit einer, also Marc.“
Der BVB hat seinen Spielern professionelle Hilfe durch Psychologen angeboten, doch die Aufarbeitung ist ein mühsamer Weg. „Wir sind stabilisiert, jetzt können wir es verarbeiten“, sagte Tuchel. Dabei ist Geduld gefragt. Drei Wochen könnte es demnach „normal sein, dass du wegen des Schocks etwas spürst“, sagte Bürki, der es noch immer „unfassbar“findet, „dass wir, dass eine Fußballmannschaft Ziel des Anschlags war“.
Während die Hintergründe des Anschlags weiter unklar sind und die Ermittlungen mit Hochdruck vorangetrieben werden – mittlerweile scheint auch ein Attentat der Wettmafia im Bereich des Möglichen – soll den Spielern der Fußball helfen. „Für sie ist es einfacher, wenn sie auf dem Platz sind, als nach dem Abpfiff“, sagte Tuchel.
Das wurde beim Sieg gegen Frankfurt mit dem geglückten Comeback von Marco Reus nach sechswöchiger Verletzungspause deutlich. Während die Spieler die 90 Minuten professionell herunterspulten und durch die Tore von Reus (3.), Sokratis (34.) und Pierre-Emerick Aubameyang (86.) das 35. Bundesliga-Heimspiel in Serie ohne Niederlage absolvierten, wurden sie nach dem Abpfiff von ihren Gefühlen übermannt. Arm in Arm standen sie vor der Südtribüne und hielten das Trikot Bartras in die Luft. „Borussia Dortmund wird niemals untergehen“, sangen die Fans. Einigen Profis standen die Tränen in den Augen. „Während der 90 Minuten war es leichter. Danach kam alles raus, was du 90 Minuten unterdrückt hast. Es war ein wiederholter Gänsehautmoment“, sagte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer, während Sokratis sein Traumtor „Marc Bartra und seiner Familie“widmete.