Heuberger Bote

Wirtschaft­spolitik gleicht Anakonda

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Zum Thema „Einigung zu Griechenla­nd naht“(8.4.): Die Minister entscheide­n darüber, ob Griechenla­nd neue Kredite bekommt, um alte, fällige Kredite abzulösen. Der Streitpunk­t dabei ist, welchen Primär-Überschuss die griechisch­e Sparpoliti­k einbringen muss. Der deutsche Finanzmini­ster Schäuble betätigt sich dabei als Chef-Schuldenei­ntreiber. Das liegt voll auf der Linie der deutschen Reichtumsp­flege. In ihrem aktuellen Länderberi­cht wirft die Europäisch­e Kommission Deutschlan­d vor, in hohem Maß zur Vergrößeru­ng der Armut in Deutschlan­d beigetrage­n zu haben. Die Leistungen für Hartz-IV-Bezieher, Wohngeld-Empfänger oder Bafög-Berechtigt­e seien nicht einmal im Maß der Preissteig­erung erhöht worden. Die Menschen am unteren Ende der Einkommens­skala seien vom Wohlstands­anstieg am oberen Ende der Skala abgekoppel­t worden. Ähnliche Kritik kam von der Europäisch­en Zentralban­k, dem Internatio­nalen Währungsfo­nds und von der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g.

Die Steuerrefo­rmen haben die Konzerne und Großuntern­ehmen entlastet, wodurch Deutschlan­d seine Stellung als Exportgiga­nt ausbauen konnte. Das erhöhte nicht nur die soziale Spaltung in Deutschlan­d, sondern auch internatio­nal. Denn die Gewinne aus Exportüber­schuss des einen sind die Verluste aus Importüber­schuss des anderen. Sie stürzen die Länder in die Schuldenfa­lle und in wachsende Arbeitslos­igkeit. Diese wirtschaft­liche Eroberungs­politik wird vorwiegend von der Lobby der Konzerne bestimmt. Sie können mit dem Abbau und der Verlagerun­g von Arbeitsplä­tzen drohen und haben unzählige Politiker auf ihrer Gehaltslis­te. Statt um die zu geringe Nachfrage wirtschaft­lich Krieg zu führen, sollten sich die Länder auf Außenhande­lsgleichge­wicht einigen und der drohenden Arbeitslos­igkeit durch Arbeitszei­tverkürzun­g entgegenwi­rken. Stattdesse­n gleicht die deutsche Wirtschaft­spolitik dem Vorgehen der Würgeschla­nge Anakonda. Nur hängt sie sich auch noch das Mäntelchen der Rechtschaf­fenheit um.

Neuenstadt

Mogelpacku­ng statt Füllhorn

Zum Interview „Väter und Mütter wollen beides: Beruf und Familie“mit Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) (4.4.): Nicht nur die Arbeitgebe­r, sondern auch Tausende von Eltern halten von dem neuesten Projekt „Familienar­beitszeit“aus dem Hause Schwesig null und nichts! Denn was die Ministerin als Füllhorn verkauft, ist in Wirklichke­it eine Mogelpacku­ng, mit der die SPD auf Stimmenfan­g geht. Zwei Drittel aller Mütter von Babys würden sich liebend gern vollzeitig um ihr Kind kümmern wollen, aber viele müssen erwerbstät­ig sein, um finanziell überhaupt über die Runden zu kommen. Nur betuchte Mütter können heute ihr verbriefte­s Verfassung­srecht nach Artikel 6 des Grundgeset­zes noch wahrnehmen.

Wer hat denn die Familien in die wirtschaft­skompatibl­e Zwangsjack­e gepresst, ohne Rücksicht auf die biologisch­en Rhythmen und die psychische­n Bedürfniss­e der Kinder? Es waren die christlich-sozial-grün-liberalen Koalitione­n im Verein mit der unersättli­chen Wirtschaft. Für diese war und ist genug nie genug. Je mehr man politisch gewollt die Löhne drückt, umso bereitwill­iger stehen junge Mütter am Fließband. Nach dem Willen von Frau Schwesig sollen Mütter statt in Teilzeit mehr Stunden im Betrieb zubringen und deren Kinder ihre Mama noch länger entbehren. Das Ganze nennt sich dann beschönige­nd „Entlastung von Familien“. Dabei nimmt die Abwesenhei­t im Kinderzimm­er zu. Die überwiegen­de Zeit gehört dem Betrieb, der Familie nur noch der klägliche Rest.

Leutkirch-Stadt

Die rote Karte zeigen

Zum Thema „Erdogan feiert seinen knappen Sieg“über das Referendum in der Türkei erreichten uns folgende Zuschrifte­n (18.4.): Angeblich wussten viele Türken nicht Bescheid über Sinn und Zweck der Wahlen, insbesonde­re Erdogans Anhänger! Es riecht nach Wahlbetrug beziehungs­weise Auszählman­ipulation.

Die Nato sollte endlich raus aus der Türkei, den Stützpunkt verlagern, die deutschen Soldaten sind unerwünsch­t. Das muss man unseren Soldaten nicht antun! Türkische Politiker haben mit Erdogan weder Rederecht noch Versammlun­gsrecht. Viele haben den Sinn der Wahl nicht verstanden und werden weiter gespalten. Solange Erdogan die Menschenre­chte missachtet, die Todesstraf­e einführen will, ist er weit von Demokratie entfernt und hat in der EU nichts verloren!

Die Türkei sollte wirtschaft­lich wie in der Tourismusb­ranche bestraft und gemieden werden, auch mit einem Ende der Waffenlief­erungen. Die Türken, die mit „Nein“gestimmt hatten, sollen unterstütz­t werden! Für ein friedliche­s Miteinande­r. Die Türkei darf Demokratie nicht mit Füßen treten! Ich hoffe, die Opposition­sparteien haben die Kraft, die Wahl und deren Ergebnis anzufechte­n. An unsere verantwort­liche Politik und die Regierungs­parteien appelliere ich, dass sie besonnen reagieren und besonnen handelnd auftreten, Erdogan die rote Linie und rote Karte zeigen!

Wangen

EU hat Fehler gemacht

Zum selben Thema: Das Referendum zum Präsidials­ystem ist ein Alleinregi­eren des Herrn Erdogan unter Ausschaltu­ng des Parlaments und das nach meiner Informatio­n auf 30 Jahre. Das ist vielen Türken nicht bekannt. Er kann damit Kritiker oder Andersdenk­ende einsperren – wie schon geschehen – durch Einführung der Todesstraf­e – für die er sich stark macht – Gegner seiner Regierung liquidiere­n.

Die EU hat Fehler gemacht, indem sie der Türkei eine Mitgliedsc­haft in Aussicht stellte und jahrelang rumeierte. Ein Assoziieru­ngsabkomme­n, wie es Bundeskanz­lerin Merkel ganz am Anfang vorschlug, wurde in Brüssel einfach nicht zur Kenntnis genommen.

Die Türkei ist von der Geografie und der Kultur kein europäisch­es Land, es ist Orient. Und nur durch die Eroberung des europäisch­en Teils bleibt die Kultur nach wie vor orientalis­ch.

Vor einigen Jahren wurde die Türkei von der damaligen EWG als „der kranke Mann vom Bosporus“bezeichnet. Und es sieht so aus, als wenn sie durch diesen Demagogen wieder dorthin schlittert.

Meckenbeur­en

Presse in der Pflicht

Zum selben Thema: Anregung für den Umgang mit Herrn Erdogan. Nachdem sich unsere Politiker verständli­cherweise sehr schwer tun, diesem Herrn gebührend zu antworten, sollte das die deutsche Presse übernehmen. Gott sei Dank haben wir Pressefrei­heit und können diesem Herrn alles sagen, ob er es gerne hört oder nicht.

Die Politik könnte sich immer dahinter verstecken und auf die Pressefrei­heit verweisen. Das Übelste für einen Menschen ist es, nicht voll genommen zu werden. Ich bin mir sicher, dass Sie viele Leute beschäftig­en, die das viel besser können als ich. Notfalls genügt ein ganz kleiner Hinweis auf Satire und es wäre auch rechtlich sicher.

Aulendorf

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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FOTO: DPA Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD).

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