Hattrick nach Luftveränderung
Münchens Eishockeystürmer Frank Mauer gewinnt dritten Meistertitel in Serie – Am stärksten, wenn es eng wird
- Meister sein, sagt eine Sportlerweisheit, sei ungleich schwerer als Meister werden. Frank Mauer allerdings machte zuletzt nicht unbedingt den Eindruck, als trage er arg an seinem Schicksal. Der 29-Jährige, Eishockeystürmer und als solcher in 470 Spielen DEL-erprobt, gehörte zu den auffälligsten Akteuren des EHC Red Bull München in den Play-offs 2016/17. Fünf Tore und sieben Vorlagen weist die Statistik der K.o.-Duelle als seinen Anteil am Titel der Münchner aus, dem zweiten nach 2016. Noch länger darf Frank Mauer sich Deutscher Meister nennen. Vor seinem Wechsel nach München hatte er zum Inventar der Adler Mannheim gehört, seine letzte – die achte – Saison dort krönte die am 22. April 2015 gewonnene Finalserie gegen den ERC Ingolstadt. Dreimal in Folge ganz oben!
Das macht demütig, Frank Mauer jedenfalls: „Es ist einfach schön, dass ich die Möglichkeit hatte, in so tollen Teams zu spielen. Und dass es dann am Ende auch immer reicht, ist nicht selbstverständlich. Dafür bin ich sehr dankbar und genieße das auch sehr.“
Inline-Hockey und Fernsehübertragungen, hat Frank Mauer einmal verraten, haben ihn zum Eishockey gebracht. Acht war er – und in Heidelberg geboren. Da ist Mannheim erste Adresse, in Erinnerung blieb der Jungadler-Meisterwinter 2005/06: 48 Tore und 44 Vorlagen aus 41 Spielen Deutsche Nachwuchs-Liga öffneten Türen. Zu einer Förderlizenz erst bei den Heilbronner Falken, zum Profidebüt bei den Adlern: 26. Februar 2008, 6:2 über die Straubing Tigers, Frank Mauer stürmt als Rechtsaußen neben Michael Hackert und Rico Fata; an der Bande verantwortlich war Dave King. Lange her – und Beginn der hinlänglich bekannten Geschichte vom Propheten, vom eigenen Land. Allzu oft sollte Frank Mauer in Mannheim fortan als zaudernd, als unentschlossen, ja: abschlussschwach, gescholten werden. Defizite im Defensivund Körperspiel machte Hans Zach, 2014 für wenige Wochen sportlicher Richtliniengeber der Adler, bei deren Nummer 28 aus. Frank Mauer fasste einen Vorsatz. Öffentlich: „Ich habe mir als Ziel gesetzt, ein besserer Allroundspieler zu werden – pure Offensive, das geht nicht.“
Was sehr gut ging, war das Verhältnis zu Zach-Nachfolger Geoff Ward. Bewusst stärkte der Kanadier Frank Mauers Stärken: seine Schnelligkeit, die feine Schusstechnik („Wenn er schießt, ist er ein anderer Spieler“). In Überzahl wurde der Rechtsschütze aufs Eis beordert, in Unterzahl (!). Derlei Vertrauen dankte Frank Mauer mit Leistung, mit Scorerpunkten. Namentlich in den Play-offs. Das Ward’sche „Er ist ein sehr wichtiger Faktor“belegen Zahlen: zwölf Einsätze, sieben Tore, sieben Assists.
Die Luftveränderung war früh in Frank Mauers erster Meistersaison beschlossen: München sollte der nächste Schritt sein, ein Schritt weg vom vertrauten Terrain. München, das war zunächst viel Verletzungspech (auch vergangenen Herbst wieder), waren jeweils starke Comebacks und noch stärkere Play-offs. Merke: „Wenn es eng wird, kann ich noch etwas aus mir herauskitzeln.“Zumal mit Nebenleuten wie Dominik Kahun und Mads Christensen. Technisch versiert, wendig, agil ist das deutschtschechisch-dänisch-nordbadische Angriffstrio; da hatten sich drei gesucht und gefunden. Nein, Trainer Don Jackson war der Finder, der nunmehr siebenmalige Meistermacher, der Eishockeylehrer aus Minneapolis. „Er“, erklärt Frank Mauer gerne und oft, „ist schon ein Fuchs.“Detailverliebt, fordernd, fördernd.
In Frank Mauers DEL-Biografie stehen 94 Tore und 123 Vorlagen, die Vertragsverlängerung in München zeichnet sich ab, bislang 65 Länderspielen könnte die Heim-Weltmeisterschaft in Köln folgen. Im Februar hat Frank Mauer seine Lebensgefährtin Anna geheiratet, das Töchterchen kommt im Juli zur Welt. Dem Propheten geht es gut jenseits von Mannheim. „Es ist“, sagte Frank Mauer nach dem Titel(-Hattrick) bringenden 4:0 über die Grizzlys Wolfsburg, „alles noch ein bisschen unwirklich.“
Er sagte es lachend. Schwer trug er auch jetzt nicht am Meister-Sein.