Bildungspolitik ist gefragt
Eigentlich klingen die Erkenntnisse erfreulich. Der Großteil der 15-Jährigen ist zufrieden, fühlt sich dazugehörig, kann den Eltern beim täglichen Abendessen von den Sorgen erzählen. Doch ein Punkt in den Ergebnissen der PISA-Studie gibt Anlass zu großer Sorge. Fast jeder sechste Schüler wird regelmäßig zum Mobbing-Opfer.
Mobbing beschränkt sich längst nicht mehr nur auf das Schulgelände. Fast jeder Jugendliche besitzt ein Smartphone mit Internetzugang. Wenn jemand mobben möchte, kann er also auf ein breites Publikum zählen. Beleidigende Nachrichten oder Bilder verbreiten sich rasend schnell. In der aktuellen Jim-Studie, die jährlich die Mediennutzung von 12- bis 19-Jährigen untersucht, gibt jeder Dritte an, dass in seinem Bekanntenkreis schon einmal jemand im Internet oder per Handy beleidigt wurde. Auf direkte Nachfrage erzählen neun Prozent davon.
Die Bildungspolitik muss darauf reagieren. Deutschland rangiert in Sachen Cybermobbing-Prävention nur im unteren Mittelfeld. Das zeigt die „ARAG Digital Risks“-Studie des Instituts für Cyberpsychologie und Medienethik in Köln aus dem Jahre 2016. Demnach steht Norwegen beispielsweise mit einer Fallquote von drei bis vier Prozent viel besser da, dort ist die Prävention gegen Cybermobbing per Gesetz verankert.
Im Oktober 2016 hat Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) angekündigt, fünf Milliarden Euro in technische Infrastruktur zu investieren. Nötig ist aber nicht nur WLAN im Klassenzimmer, sondern auch ein moderner Lehrplan, der fächerübergreifend den Umgang mit digitalen Medien lehrt. Der auch das Thema „Cybermobbing“auf die Agenda setzt. Notwendig sind Schulungen auch für ältere Lehrer, um Mechanismen des Cybermobbing kennenzulernen.
Vorbeugung darf aber nicht mit dem Schulgong enden. Auch die Eltern sind mehr denn je gefragt, ihre Kinder in die digitale Welt zu begleiten. Zu einer modernen Erziehung gehört stets auch ein wachsamer Blick auf die Smartphone-Nutzung ihrer Zöglinge.