Endgültiges Aus für Affenversuche in Tübingen
Max-Planck-Institut gibt wegen massiver Kritik von Tierschützern nach
TÜBINGEN (dpa) - Das Max-PlanckInstitut für biologische Kybernetik (MPIBK) in Tübingen forscht nach anhaltender Kritik von Tierschützern nicht mehr an Affen. „Wir bestätigen, dass die Affenversuche endgültig beendet sind und wir keine Affen mehr haben“, teilte die Sprecherin des Instituts am Mittwoch mit. Abteilungsdirektor Nikos Logothetis (66) hatte schon vor zwei Jahren angekündigt, nach Abschluss der laufenden Experimente nur noch mit Nagetieren forschen zu wollen.
Der Vorsitzende des Vereins Soko Tierschutz, Friedrich Mülln, bezeichnete das Ende der Affenversuche als historischen Erfolg der Tierschutzbewegung Deutschlands. Ein als Pfleger arbeitender Tierschützer hatte die Affenversuche und die Haltung der Tiere im Herbst 2014 heimlich gefilmt. Die Aufnahmen zeigen Affen mit Gehirn-Implantaten, eines der Tiere hat einen blutverschmierten Kopf, einem anderen läuft Spucke oder Erbrochenes aus dem Mund. Tierschützer riefen zu Demonstrationen und Mahnwachen gegen das Institut auf.
Der letzte Versuch am Institut wurde mit zwei Affen durchgeführt, wie das Regierungspräsidium Tübingen als Genehmigungsbehörde mitteilte. Mindestens eines der Tiere sei für eine Untersuchung des Gehirngewebes getötet worden. Das Institut soll neun weitere Affen gehalten haben (Stand Anfang April), wovon fünf laut Behörde an wissenschaftliche Einrichtungen im europäischen Ausland gebracht werden sollten.
Das Institut wollte sich auf Anfrage nicht zum Verbleib der Affen äußern. Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte: „Sie wurden an europäische Einrichtungen verschachert, wo sie mit Sicherheit für weitere Versuche ,genutzt‘ werden.“
Die Sprecherin der Max-PlanckGesellschaft in München, Christina Beck, kritisierte die emotionalisierte Debatte um die Versuche. Sie forderte von den Tierschützern Bereitschaft zu Dialog und Kompromiss. Versuche mit Tieren in relativ kleiner Zahl seien aus Sicht der MaxPlanck-Gesellschaft legitim, wenn sie etwa Mediziner in die Lage versetzen, menschliches Leid zu verhindern. Wenn es in Tübingen tatsächlich Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gegeben haben sollte, müsse die Wissenschaft selbstkritisch sein, sagte Beck.